Meidling

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Der heutige 12. Gemeindebezirk wurde 1890/92 aus den Gemeinden Untermeidling, Obermeidling, Gaudenzdorf, Wilhelmsdorf, Hetzendorf und Altmannsdorf gebildet und umfasst 8,21 Quadratkilometer und etwa 96.000 Einwohner (2017).

VTF_Pfannsches_Bad_BM12In Meidling reicht die südlich der Stadt gelegene Thermenlinie bis weit in das Wiener Stadtgebiet hinein; die bereits in römischer Zeit genutzten Schwefelquellen fanden im 19. Jahrhundert im Pfannschen Mineralbad und im Theresienbad ihre Fortsetzung. Aus den kleinen Vorortegemeinden mit eingestreuten Sommer- und Lustschlössern entwickelte sich im Verlaufe des 19. Jahrhunderts ein kompakt verbauter Arbeiter- und Industriebezirk.

Im "Roten Wien" entstanden überall im Bezirk zum Teil ausgedehnte kommunale Wohnbau- und -siedlungsanlagen, einige von ihnen werden der "Ringstraße des Proletariats" zugeordnet. (Bebelhof, 1925-27; Fuchsenfeldhof, 1922-25; Leopoldine-Glöckel-Hof, 1931/32; Haydnhof, 1928/29; Indianerhof, 1927-30; Liebknechthof, 1926/27; Reismann-Hof, 1924–26).
 
TF_Meidling_Bebelhof_BM12
In neuerer Zeit ist v.a. die Errichtung der Großwohnanlage Am Schöpfwerk (1974–1981) hervorzuheben.

An öffentlichen Einrichtungen sind das Arbeitsunfallkrankenhaus, der Meidlinger Friedhof und der Südwestfriedhof, das Schloss Hetzendorf mit der Modeschule der Stadt Wien und das Renner-Institut zu erwähnen.

Die Geschichte der Arbeiterbewegung in Meidling reicht weit ins 19. Jahrhundert zurück, als in den sechziger Jahren der Arbeiterbildungsverein "Vorwärts" entstand. 1868 richtete der Arbeiterbildungsverein in einem der Räume des ehemaligen Pfannschen Bades in der Niederhofstraße das erste Lesezimmer für Meidling ein. Ein Jahr später wurde in der Schönbrunner Straße 97 ein zweites Lesezimmer eröffnet; ein weiteres befand sich in einem Gasthaus in der Schönbrunner Straße 239.

Zum Zeitpunkt der Eingemeindung war Meidling ein überaus "bunter" Bezirk, mit einem Nebeneinander von Arbeitern, kleinen Gewerbetreibenden und Geschäftsleuten, Beamten, Angestellten, aber auch Künstlern, Ärzten und Advokaten. 1906 wurde mit Ludwig Wutschel, der auch Obmann des Vereins der Freidenker war, erstmals ein Sozialist in Meidling in den Gemeinderat gewählt. Nach den Wahlen von 1919 wurde mit Alois Zanaschka erstmals ein Sozialdemokrat auch Bezirksvorsteher in Meidling – und mit Georg Emmerling ein gebürtiger Meidlinger Vizebürgermeister.

TF_Meidling_BauPhiladelphiabruecke_1908_WIFAR

Die großen Meidlinger Gemeindebauanlagen waren im Februar 1934 Schauplatz heftiger Kämpfe. Den erbittertsten Widerstand leisteten die Meidlinger Schutzbündler im Fuchsenfeldhof. Am 13. Februar 1934 begannen sie von hier aus einen Vorstoß gegen den vom Militär belagerten Reumannhof. Am 14. Februar eroberte die Exekutive jedoch den nördlichen Teil der Wohnhausanlage und am folgenden Tag mussten die Verteidiger endgültig kapitulieren. Bereits am 13. Februar war der sogenannte "Farbenkastl-Hof" – der heutige Leopoldine-Glöckel-Hof – vom Militär gestürmt und Leopoldine Glöckel verhaftet worden. Der Liebknechthof konnte nur kurz verteidigt werden. Schwere Kämpfe entbrannten am 14. Februar jedoch um den Indianerhof, und auch der Bebelhof konnte erst am 15. Februar eingenommen werden.

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Meidling hatte im Krieg die meisten Gebäudeschäden aller Wiener Bezirke zu verzeichnen. Auch das Arbeiterheim Meidling, das sich bis zum Februar 1934 in der Eichenstraße 50-52 befunden hatte, wurde durch Bomben zerstört.

1945 wurde die Bezirksorganisation Meidling in der Ruckergasse 40 wiederbegründet. Das Gebäude beherbergte ursprünglich eine Schule; in der NS-Zeit befand sich hier der Sitz der "Deutschen Arbeiterfront" (DAF), einer Pseudo-Gewerkschaft der Nationalsozialisten.

Nachdem der ehrgeizige Plan, das alte Arbeiterheim wieder zu errichten, aus finanziellen Gründen fallengelassen werden musste, wurde aus dem Provisorium in der Ruckergasse mit der Zeit eine fixe Einrichtung. 1962 konnte das inzwischen renovierte Parteihaus in der Ruckergasse wiedereröffnet werden.

Seit dem Frühjahr 1946 gehörten sämtliche Meidlinger BezirksvorsteherInnen der SPÖ an:

August Fürst (1946 bis 1959)
Wilhelm Hradil (1959 bis 1976)
Kurt Neiger (1976 bis 1991)
Franz Rupaner (1991 bis 1995)
Herbert Hezucky (1995 bis 2003)
Gabriele Votava (2003 bis 2019)
Wilfried Zankl (seit 2019)

Bei der Bezirksvertretungswahl 2020 erhielten die SPÖ 42% und 26 Mandate (von 58 Mandaten), die ÖVP 16,8% und 10 Mandate, die Grünen 15,9% und 9 Mandate, die FPÖ 6,8% und 4 Mandate, die Neos 5,8% und 3 Mandate, HC 3,2% und 2 Mandate, PH 3% und 1 Mandat, Links 2,4% und 1 Mandat, Bier 2% und 1 Mandat sowie SÖZ 1,7% und 1 Mandat.

Bezirksorganisation der SPÖ-Meidling
12., Ruckergasse 40
Tel.: 813 42 54

Bezirksparteivorsitzender: Jörg Neumayer, MA
Bezirksvorsteher: Wilfried Zankl

Literatur: Hans W. Bousska, Wien 12 - Meidling, 2000; Gertrude Enderle-Burcel u.a., Wir sind das Bauvolk, 1987; Christine Klusacek, Meidling: vom Wienfluß zum Wienerberg, 1996.