Margareten

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Der 5. Gemeindebezirk von Wien entstand 1861 durch Abtrennung vom 4. Bezirk Wieden. Er umfasst die früheren und z.T. sehr alten Vorstädte Margareten, Matzleinsdorf, Hundsturm, Laurenzergrund, Nikolsdorf und Reinprechtsdorf und zählt mit 2,03 Quadratkilometer und etwa 55.000 Einwohnern (2017) zu den kleineren Bezirken Wiens.

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Im 19. Jahrhundert wuchs das heutige Margareten zu einem geschlossenen Wohnviertel zusammen und wandelte sich mit zunehmender Industrialisierung vom typischen Kleinbürger- zum Arbeiterbezirk mit besonders hoher Bevölkerungsdichte; allerdings gab es entlang des heutigen Gürtels noch lange Zeit Landwirtschaft und Gartenbau. Gleichzeitig wurde durch die Wienflussregulierung (1895–1903) und den Bau der Stadtbahn (1896–1898, 1980 für den Betrieb der U4 adaptiert) das Wiental als Wohnbezirk mit prächtigen bürgerlichen Mietshäusern aufgewertet. Der spätere Bundeskanzler Bruno Kreisky wurde in der Schönbrunner Straße 122 geboren, und auch die Brüder Scheu stammten ursprünglich aus Margareten (Schloßgasse).

In der Ersten Republik entstanden entlang des Gürtels große kommunale Wohnhausanlagen ("Ringstraße des Proletariats"), die das Gesicht Margaretens entscheidend geprägt haben:
Reumannhof (1924–1926); Julius-Ofner-Hof (1926/27); Julius-Popp-Hof (1925/26); Herweghhof (1926/27); Metzleinstaler Hof (1919/20 als erste Wohnhausanlage des "Roten Wien"); Franz-Domes-Hof  (1928–30); Matteottihof (1926/27).

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Nach dem Zweiten Weltkrieg war Margareten der erste Bezirk, der vom Schutt der Zerstörung, die die Bombenabwürfe verursacht hatten, geräumt war. Marksteine des Wiederaufbaus im Bezirk waren u.a. die in den Jahren 1951 bis 1955 auf dem ehemaligen Heu- und Strohmarkt errichtete städtische Wohnhausanlage mit 1.356 Wohnungen, die später nach dem damals amtierenden Bürgermeister Theodor Körner benannt wurde – übrigens das erste Hochhaus der Gemeinde Wien –, sowie die Gürtelunterführung am Matzleinsdorfer Platz.

An öffentlichen Einrichtungen sind v.a. das Hartmannspital, das ehemalige Arbeitsamt für die Metall- und Holzindustrie (1930), die ehemalige Druck- und Verlagsanstalt Vorwärts (1907), das Österreichische Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum und die VHS-Stöbergasse mit dem Filmcasino (1912) zu erwähnen.

Der erste sozialdemokratische Wahlverein Wieden-Margareten wurde um 1890 in der heutigen Kohlgasse 27 gegründet, wo bis 1975 ein gründerzeitliches Wohnhaus stand, in dem sich das Gasthaus "Kaiser" befand. Das Gebäude war später auch Sitz der Gewerkschaft der Metallarbeiter und wurde schließlich vom Bund Freier Gewerkschaften erworben.

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Die Statuten für den Wahlverein wurden 1891 zur Genehmigung eingereicht, allerdings bezeichnete die Niederösterreichische Stadthalterei diese Gründung als "staatsgefährlich" und verweigerte die Zulassung. Der "Sozialdemokratische Wahlverein für den fünften Wiener Gemeindebezirk" konstituierte sich schließlich am 27. Juni 1892 im Margaretner Gasthaus "Zur Blauen Weintraube" in der damaligen Schloßgasse 5, heute Castelligasse 1, unter der Führung von Ferdinand Leißner.

Bei den ersten Gemeinderatswahlen nach dem Ersten Weltkrieg am 4.5.1919 errangen die Sozialdemokraten in Margareten auf Anhieb 18 von 37 Mandaten. Erster sozialdemokratischer Bezirksvorsteher wurde Albert Hummel (1919–1921), auf ihn folgte Leopold Rister (1921–1934).

Das sozialdemokratische Bezirkssekretariatbefand sich damals im Haus Bacherplatz 5 / Spengergasse32. 1945 zog das Bezirkssekretariat in das Haus Bacherplatz 14 ein.

1952 kehrte die Bezirksorganisation zu ihren Wurzeln in die Kohlgasse 27 zurück. Zwanzig Jahre später erwarb die Stadt Wien das bereits in sehr schlechtem Zustand befindliche Haus, ließ es abbrechen und in den Jahren 1977 bis 1979 durch eine städtische Wohnhausanlage nach Plänen von Gerhard Kroj ersetzen, die auch das heutige Bezirkssekretariat beherbergt.

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Seit dem Sommer 1945 gehörten sämtliche Bezirksvorsteher Margaretens der SPÖ an:
Max Tober (1945 bis 1950)
Franz Grubeck (1950 bis 1962)
Otto Reisz (1962 bis 1969)
Johann Walter (1969 bis 1989)
Kurt Heinrich (1989 bis 1999)
Kurt Wimmer (1999 bis 2013)
Susanne Schaefer-Wiery (seit 2013, Parteiaustritt 2020)

Bei der Bezirksvertretungswahl 2020 erhielten die SPÖ 35,3% und 15 Mandate (von 40 Mandaten), die Grünen 28,2% und 12 Mandate, die ÖVP 13,8% und 6 Mandate, die Neos 7,4% und 3 Mandate, Links 5,2% und 2 Mandate sowie die FPÖ 4,6% und 2 Mandate.

Bezirksorganisation der SPÖ Margareten
5., Kohlgasse 27
Tel.: 534 27 / 1050

Bezirksparteivorsitzender: Mag.a Elke Hanel-Torsch
Bezirksvorsteherin: Silvia Jankovic 

Literatur: Christine Klusacek, Margareten: zwischen gestern und morgen, 2002; Wolfgang Mayer und Andreas P. Pittler, Lebenswertes Margareten – mit Tradition und Zukunft, 1993; Dagmar Spitznagl, Wien – Margareten, 2002.