Feldmann, Else

25.2.1884, Wien – nach dem 14.6.1942, ermordet im KZ-Sobibor (Polen)

Feldmannelse_editionatelier

F

Manchmal ist es mir, als müsste ich aufschreien, so dass alle Straßen davon,
 dass die Nacht selbst erzittert. Aber es wird doch nichts wie ein Achselzucken daraus. 

Else Feldmann wuchs in sehr bescheidenen Verhältnissen und ständig wechselnden Wohnungen auf der sogenannten "Mazzesinsel", dem damals stark jüdisch geprägten 2. und 20. Bezirk, auf. Nach dem Besuch der Armenschule war sie kurzzeitig an einer Lehrerbildungsanstalt, musste dann aber in einer Fabrik ihren Lebensunterhalt verdienen.

Seit 1911 war Feldmann nachweislich als Journalistin und Schriftstellerin tätig. Ihre sozialkritischen Reportagen behandelten v.a. die soziale Situation des jüdischen Proletariats und trugen Titel wie "Vorfrühling im Wiener Armenbezirk" oder "Man gewöhnt sich. Gespräch mit einem Gefängnisdirektor". Daneben schrieb sie auch Gedichte, Erzählungen, Theaterstücke und Feuilletons über befreundete Künstler – vieles davon ist heute verschollen.

1921 erschien Feldmanns erstes Buch, "Löwenzahn. Eine Kindheit". 1922 gründete sie gemeinsam mit Otto Neurath und Alfred Adler die internationale pazifistische Vereinigung "Clarté". Ab 1923 war Else Feldmann ständige Mitarbeiterin der Arbeiter-Zeitung. Hier erschien 1924 auch erstmals ihr bekanntestes Werk, "Der Leib der Mutter", in 41 Fortsetzungen. Sozialreportagen und Feuilletons veröffentlichte Feldmann u.a. auch in Die Frau.

Else Feldmann, die intensiven Kontakt zur Wiener Künstlerszene unterhielt, gehörte im Januar 1933 zu den Gründungsmitgliedern der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller. Nach dem Februar 1934 verlor sie nicht nur ihre wichtigsten Publikationsmöglichkeiten, auch sämtliche Institutionen, in deren Rahmen sie sich sozial und politisch engagiert hatte, waren nun verboten.

1938 musste Else Feldmann ihre Wohnung im Toepler-Hof zwangsweise räumen und ihren Aufenthalt ständig wechseln; ihr Werk wurde von den Nationalsozialisten auf die Liste des "schädlichen und unerwünschten Schrifttums" gesetzt. Am 14. Juni 1942 wurde sie von der Gestapo abgeholt, ins Vernichtungslager Sobibor abtransportiert und dort ermordet.

In der Staudingergasse 9 im 20. Bezirk befindet sich eine Gedenktafel für Else Feldmann. 1994 wurde die Else-Feldmann-Gasse im 21. Bezirk nach ihr benannt; 2011 wurde die Gasse jedoch aufgelassen, ersatzweise die Else-Felsmann-Promenade nach ihr benannt.

Werk: Löwenzahn, 1921/1993 neu; Der Leib der Mutter, 1924/1993 neu; Das Lied vom Leben, 1927; Liebe ohne Hoffnung, 1928; Martha und Antonia 1933/1997 neu; Travestie der Liebe (Hrsg. Alexander Kluy), 2013; Flüchtiges Glück. Reportagen aus der Zwischenkriegszeit (Hrsg. Adolf Opel & Marino Valdez), 2018.

Literatur: Helga Mayer, Else Feldmann – Journalistin und Schriftstellerin, 1992; Monika Nebosis, Aber was bleibt am Schluß? Else Feldmanns Romane "Löwenzahn", "Der Leib der Mutter" und "Martha und Antonia", 1999.