Karl Schmalhofer bis Walther Sobotka

Architekten des "Roten Wien"

A

Schmalhofer, Karl
24.11.1871, Wien – 10.6.1960, Wien
Schmalhofer trat bereits in jungen Jahren in das Wiener Stadtbauamt ein und gehörte zu den meistbeschäftigten Architekten des "Roten Wien".

Pramergasse30

Allerdings erreicht keiner seiner zahlreichen Wohnbauten die Qualität des gemeinsam mit Otto Nadel entworfenen Amalienbades.

Von Schmalhofer stammen der Erdbergerhof (einer der ältesten Gemeindebauten), der Beerhof, der 2. Bauteil des Schuhmeierhofes sowie die Anlagen Am Laaer Berg und die Johann-Mithlinger-Siedlung, die beide wesentliche Entwicklungen der Nachkriegsarchitektur vorwegnehmen. Kleinere und wenig bemerkenswerte Gemeindebauten Schmalhofers finden sich in 2., Obere Augartenstraße 12-14; 4., Schelleingasse 27-29; 11., Landwehrstraße 3 und 5 sowie 16., Odoakergasse 10-18. Interessanter ist der sehr konstruktivistische Bau 9., Pramergasse 30 / Rossauer Lände.

Schmid, Heinrich 
24.6.1885, Waidhofen / Y. (NÖ) – 2.5.1949, Wien

Schopper, Heinrich

16.12.1881, Linz – 7.5.1952, Wien
Der Otto-Wagner-Schüler Schopper errichtete gemeinsam mit seinem Partner Alfred Chalusch den Gallhof, den Hueberhof und den Gemeindebau  3., Engelsberggasse 3; beide waren darüber hinaus an der Entstehung des Goethehofs beteiligt.

Schönthal, Otto
10.8.1878, Wien – 31.12.1961, WienStrindberghof_Bauer

Der Sohn des Architekten Leopold Schönthal studierte bei Otto Wagner an der Akademie der bildenden Künste. Bereits während seines Studiums war er an kleineren Projekten, wie dem Mozartbrunnen in Wieden, beteiligt.

 

Von 1908 bis zu seiner Emigration im Jahr 1938 arbeitete Schönthal mit seinem Studienkollegen Emil Hoppe zusammen, unter dessen Einfluss er sich dem Art-déco-Stil zuwandte. Gemeinsam entstanden der bemerkenswerte Zürcher Hof sowie der Strindberghof; darüber hinaus war das Team bei der Errichtung des Sandleiten-Hofes für den Bauteil südlich der Rosenackerstraße verantwortlich.

1938 floh Schönthal mit seiner Frau nach Jugoslawien. Nach Kriegsende waren Schönthal und Hoppe an der Errichtung mehrerer Wohnhausanlagen (z.B. Eiselsberg-Hof in Margareten) beteiligt.

Schulz, Leopold
23. Mai 1883, Wien – 28. April 1945, KZ-Mauthausen

Leopold Schulz wurde als Sohn eines jüdischen Handelsagenten in bescheidenen Verhältnissen geboren. Nach dem Besuch der Staatsgewerbeschule war er ab 1913 v.a. als ausführender Baumeister in Wien tätig. Als Architekt sind lediglich zwei Entwürfe aus seiner Planung überliefert, die Wohnhausanlage in der Marinelligasse 1, die formal einem romantischen Expressionismus verpflichtet ist, und der wesentlich nüchternere Hella-Hanzlik-Hof in der Brüßlgasse 45–47.

1938 mit Berufsverbot belegt, tauchte Schulz 1941 bei seiner Lebensgefährtin unter. 1944 an die Gestapo verraten, wurde er im Februar 1945 in das KZ Mauthausen gebracht, wo er kurz vor der Befreiung des Konzentrationslagers durch die Alliierten an den Folgen der Misshandlungen starb.

Schuster, Franz
26.12.1892, Wien – 24.7.1972, Wien
Schuster studierte bei Oskar Strnad an der Kunstgewerbeschule, war anschließend Schüler und Assistent von Heinrich Tessenow und ging mit diesem nach Dresden, wo er an der Errichtung einer Gartenstadt mitwirkte. Nach seiner Rückkehr nach Wien war Schuster von 1923 bis 1925 Chefarchitekt des Österreichischen Verbandes für Siedlungs- und Kleingartenwesen und Partner von Franz Schacherl.

Otto_Haas_Hof_TF_Digi

Mit Adolf Loos, George Karau und Franz Schacherl arbeitete Schuster an der Kriegerheimstätte Hirschstetten, mit Franz Schacherl entstanden die Siedlungen Am Wasserturm, Süd-Ost und Neustraßäcker. Ebenfalls mit Franz Schacherl entwarf Schuster für das kommunale Wohnbauprojekt des "Roten Wien" den Karl-Volkert-Hof und war – gemeinsam mit anderen namhaften Kollegen – an der Errichtung des Otto-Haas-Hofes und des benachbarten Winarskyhofes mitbeteiligt. 1927 wurde Schuster an das Hochbauamt Frankfurt am Main berufen, wo er bis 1933 in leitender Funktion tätig war.

Daneben machte sich Schuster in Deutschland auch als selbständiger Architekt, Lehrer und Architekturtheoretiker einen Namen. Schon damals hatte Schuster, der 1938 der NSDAP beitrat, gute Kontakte zu deutschnationalen Kreisen.

1937 wurde Schuster Nachfolger von Josef Hoffmann als Leiter der Meisterklasse für Architektur an der Wiener Kunstgewerbeschule. Während der NS-Zeit trat Schuster mit bombastischen Umgestaltungsplänen (etwa der "entjudeten" Leopoldstadt), aber auch als Entwerfer erschwinglicher Inneneinrichtungen, billiger Sozialwohnungen und als Theoretiker der "völkischen" Siedlungsfrage hervor. Nach kurzer "Entnazifizierung" gehörte Schuster in der Zweiten Republik zu den maßgeblichsten Architekten des Wiederaufbaus (Neugestaltung des "Stock-im-Eisen-Platzes", "Am Schöpfwerk I", Kindergärten, Schulen und Altenheime, Kirchen und Verwaltungsbauten) und wurde mit zahlreichen in- und ausländischen Auszeichnungen geehrt.   

Schütte-Lihotzky, Margarete 
23.1.1897, Wien – 18.1.2000, Wien

Simony, Leopold
8.10.1859, Wien – 16.7.1929, Payerbach (NÖ)

Simon_Hof_Bauer

Der Sohn des Malers Friedrich Simony war ein Schüler Ferstels und entwickelte bereits Ende des 19. Jahrhunderts die prototypischen Arbeiter- und Beamtenwohnhäuser der kommunalen Betriebe.

Sein Arbeiterwohnhaus für die Liesinger Brauerei erhielt die erste Auszeichnung für ein derartiges Bauvorhaben und Simony galt ab diesem Zeitpunkt als Pionier des sozial engagierten Wohnbaus.

Seine Wohnanlagen mit Hofverbauung nahmen z.T. das Modell der späteren kommunalen Wohnbauten des "Roten Wien" vorweg, in dem Simony – auch aufgrund seines bereits fortgeschrittenen Alters – nur mit zwei Bauten vertreten ist, dem Bau 10., Angeligasse 78-80 und dem später nach ihm benannten Simony-Hof.

Sobotka, Walther
1.7.1888, Wien – 8.5.1972, New York
Sobotka studierte an der TH Wien und war Gründungsmitglied des Österreichischen Werkbundes. 1923 eröffnete er sein eigenes Büro. Auf Einladung von Josef Frank errichtete er zwei Häuser in der Werkbundsiedlung, die im Zweiten Weltkrieg allerdings zerstört wurden. Sein Beitrag zum kommunalen Wohnbau der Stadt ist quantitativ gering (3., Klopsteinplatz 6 und 21., Donaufelder Straße 44), aber bemerkenswert – beide Bauten sind bestechend modern. 1938 emigirierte Sobotka als Jude in die USA, wo er v.a. als Innenarchitekt und Lehrer an diversen Hochschulen tätig war. Interessantes Detail am Rande: Sobotkas früh verstorbene Tochter Ruth war mit dem späteren Regisseur Stanley Kubrick verheiratet.

Literatur: Helmut Weihsmann, In Wien erbaut, 2005; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.