Johann Jaksch bis Arnold Karplus

Architekten des "Roten Wien"

A

Jaksch, Johann (Hans)
28.10.1879, Hennersdorf (Böhmen) – 8.1.1970, Wien
Nach dem Studium in Wien bildete Jaksch eine Arbeitsgemeinschaft mit Siegfried Theiß; das Büro realisierte u.a. die 1976 eingestürzte Reichsbrücke, aber auch zahlreiche Fabriken, Krankenhäuser, Hotels und Wohnbauten. Für die Gemeinde Wien errichteten Jaksch und Theiß den bemerkenswerten Quarin-Hof in Favoriten und die Anlage 14., Philipsgasse 8, die zu den ungewöhnlichsten Gemeindebauten der Stadt zählt. Beide waren auch an der Wohnhausanlage Sandleiten beteiligt.

Joli, Max
16.6.1879, Wien – 8.7.1946, Wien
Der Sohn des Gärtners der Familie Rothschild besuchte zunächst die Gartenbauschule und wurde 1900 Schüler Otto Wagners. Joli, der im Ruf eines hervorragenden Baukünstlers stand, baute relativ wenig (Wohnbauten und Remisen der Straßenbahn in Meidling und Speising). Sein einziger Beitrag zum kommunalen Wohnbau befindet sich in 10., Quellenstraße 24a.

Brandmayergasse24

Judtmann, Fritz
15.6.1899, Wien – 10.12.1968, Wien
Gemeindsam mit Egon Riss errichtete Judtmann u.a. den vorbildlich modernen Gemeindebau, 5., Brandmayergasse 24.

Kaindl, Ferdinand 
2.3.1884, Wien – 23.2.1946, Wien
Der Otto-Wagner-Schüler Kaindl errichtete für die Gemeinde Wien den eigenwilligen, mit Art-déco-Elementen verzierten Bau 2., Ybbsstraße 31-33.

MetzleinstalerHof_Bauer

Kalesa, Robert 
2.11.1883, Wien – 30.9.1967, Wien
Nach seinem Studium an der Akademie der bildenden Künste war Kalesa ab 1913 zunächst als selbständiger, später als beamteter Architekt im Wiener Rathaus tätig.
Für die gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft "Heim" entwarf er bereits 1914 den "Heimathof". In die Geschichte ging Kalesa aber v.a. als Architekt des ersten "echten" Gemeindebaus des "Roten Wien" ein.

Der 1920 errichtete Metzleinstaler Hof wurde 1923/24 von Hubert Gessner monumental erweitert und trägt heute noch die höchst unterschiedliche Handschrift beider Architekten.

Kammel, Leo 
15.3.1885, Steinschönau (Böhmen) – 25.7.1948, Wien
Leo Kammel studierte in Prag und ließ sich nach Ende des Ersten Weltkriegs in Wien nieder. Für die Gemeinde Wien errichtete Kammel mehrere kleinere, aber überaus originelle Wohnhäuser: den spätsezessionistischen Bau 7., Bernardgasse 38, den moderneren Block 9., D' Orsaygasse 3-5, den eher schlichten Skarethof, den Bau 15., Gablenzgasse 35-37, und – als wahrscheinlich interessantesten – den Wohnblock 19., Döblinger Gürtel 10. Kammel war auch im Ständestaat und in der NS-Zeit tätig, allerdings blieben viele seiner Pläne unausgeführt.
In die Schlagzeilen gekommen ist das von ihm 1938 gestaltete "Führerzimmer" im Wiener Volkstheater, das im Jahr 2006 dem Publikum zugänglich gemacht wurde und nun eine Erinnerungsschau beherbergt.

Ditteshof_Bauer

Karplus, Arnold
24.6.1777, Wigstadtl (Schlesien) – 18.1.1968 Caracas (Venezuela)
Karplus studierte in Berlin und Wien und war zunächst in Prag tätig. 1906 übersiedelte die Familie nach Wien, wo Karplus eine Reihe von Villen und Privathäusern errichtete.

Sein einziger Beitrag zum kommunalen Wohnbau ist der mächtige Ditteshof an der Heiligenstädter Straße.

Als Oberbaurat war Karplus jedoch maßgeblich am Zustandekommen der neuen Wiener Bauordnung von 1930 beteiligt. 1938 musste die Familie aus "rassischen Gründen" das Land verlassen. Karplus' Sohn Gerhard Karplus wirkte bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1995 als Architekt in New York.

Literatur: Helmut Weihsmann, In Wien erbaut, 2005; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.