Danneberg, Robert

23.7.1885, Wien – 12.12.1942, ermordet im KZ-Auschwitz (Polen)

Head_danneberg_vga

D

Robert DanneberTF_Danneberg_jung_VGAg studierte Rechtswissenschaften und schloss sich in seiner Jugend der sozialdemokratischen Bewegung an. Er gehörte bald zu den dominierenden Persönlichkeiten der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und zu den maßgeblichen Gestaltern des "Roten Wien".

Danneberg war erster Sekretär der Zentralstelle für das Bildungswesen (1908–1918), Herausgeber der Zeitschrift "Bildungsarbeit" und literarischer Leiter sowie Mitinhaber des Parteiverlages "Wiener Volksbuchhandlungen". Von 1918 bis 1934 gehörte Danneberg dem Wiener Landtag und Gemeinderat an und war von 1920 bis 1932 dessen Präsident; von 1919 bis 1920 war er Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung und von 1920 bis 1934 Abgeordneter zum Nationalrat. Als solcher hatte er großen Anteil an der Verfassungsgesetznovelle von 1931.

Danneberg war auch Sekretär der SDAP und verfasste u.a. 1919 die Broschüre "Das sozialdemokratische Programm", die eine der wichtigsten Grundlagen der sozialdemokratischen Bildungsarbeit in der Ersten Republik darstellte. Darin heißt es: Das Proletariat zu organisieren, es mit dem Bewußtsein seiner Lage und seiner Augabe zu erfüllen, es geistig und physisch kampffähig zu machen und zu erhalten, ist das eigentliche Programm der sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Österreich [...].

TF_Danneberg_Amerikareise_1930_Honay_Thaller_BO16

Als hervorragender Verfassungs- und Verwaltungsexperte leistete er die Hauptarbeit bei der Reform des Wiener Magistrats zu einem modernen, sozial orientierten Instrument.

Er schuf die rechtlichen Grundlagen für die Wohnbaupolitik der Gemeinde Wien und war der bestimmende Experte für die sozialdemokratische Mietrechtspolitik. In seiner Broschüre "Die sozialdemokratische Gemeindeverwaltung in Wien" legte er die Grundsätze sozialistischer Kommunalpolitik dar.

1932 wurde Robert Danneberg als Nachfolger Hugo Breitners Finanzstadtrat. In dieser Funktion musste er die von der konservativen Regierung erzwungene Einstellung des kommunalen Wohnungsbaus mit vollziehen.

TF_Danneberg_Hetzkampagne_VGA
TF_Danneberg_Grab_Digi

Am 12. Februar 1934 wurde Danneberg als einer der ersten verhaftet. Das Verfahren wegen "Hochverrats" wurde 1935 jedoch eingestellt.

Am Abend des 11. März 1938 erreichte Danneberg, der sich geweigert hatte, Österreich noch rechtzeitig zu verlassen, die tschechoslowakische Grenze; die tschechischen Behörden schickten jedoch bereits alle Personen mit österreichischem Pass zurück.

Danneberg, der für die Nationalsozialisten die Inkarnation des "jüdisch-marxistischen Arbeiterverhetzers" darstellte, wurde von der Gestapo verhaftet und ins KZ-Dachau deportiert; von hier kam er ins KZ-Buchenwald und schließlich nach Auschwitz, wo er 1942 ermordet wurde.

Nicht einen Augenblick verlor er die Fassung. In Lumpen gekleidet, mit einem Bettelsack auf dem Rücken, wie ein Zugtier vor einen Lastwagen gespannt, zu niedrigster, demütigendster Arbeit verurteilt, blieb er doch jeder Zoll ein großer Mann. Nachruf von Jacques Hannak, Arbeiter-Zeitung vom 14. Dezember 1947.

Im Urnenhain des Krematoriums wurde ein gemeinsames Ehrengrab für Julius Tandler, Hugo Breitner und Robert Danneberg geschaffen, für den allerdings nur eine leere Urne symbolisch beigesetzt werden konnte.

Im 3. Bezirk wurde der Dannebergplatz 1949 nach dem großen Reformator benannt, und im benachbarten Arenbergpark erinnert seit 1992 ein Gedenkstein an ihn.

Seit dem Jahr 2010 vergibt die Wiener SPÖ alljährlich den Robert-Danneberg-Preis an ehrenamtliche MitarbeiterInnen.

Werk: Das sozialdemokratische Programm, 1910; Karl Marx, 1913; Zehn Jahre neues Wien, 1929; Die sozialdemokratische Gemeindeverwaltung in Wien, 1928: Das Neue Wien, 1930.
Literatur: Leon Kane, Robert Danneberg. Ein pragmatischer Idealist, 1980; Josef Hindels, Robert Danneberg. Gelebt für den Sozialismus – ermordet in Auschwitz, 1985.