Sander, Friedrich

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TF_1Arbeiterbildungsverein_Beatrixgasse19_SPOE_Buecher

Der Buchbindergeselle Friedrich Sandner war der Initiator des am 24. Juni 1848 im Gasthof Fürstenhof, 3., Beatrixgasse 19/19a, gegründeten "Ersten Allgemeinen Arbeitervereins", der als Keimzelle der Arbeiterbewegung in Österreich gilt. Vorbild für diesen Verein waren jene Einrichtungen der Arbeiterbildung, die es in England bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts gab, sowie verschiedene deutsche Arbeiterbildungsvereine.

Die Grundforderung Sanders lautete: Wir aber verlangen Bildung! Bildung als einzige Quelle von Freiheit!, und das Programm des Arbeitervereins – Belehrung durch leichtfaßliche Vorträge, Förderung der Bildung durch eine Bibliothek, Förderung der Geselligkeit durch einen Gesangsverein und Deklamationen – nimmt bereits die Aufgaben der rund zwanzig Jahre später entstandenen Arbeiterbildungsvereine vorweg.

Als im August 1848 die Löhne der Arbeiter gekürzt wurden, organisierte Sander, der übrigens in der heutigen Wiedner Hauptstraße 60b wohnte, wo sich jetzt das Bezirkssekretariat der SPÖ-Wieden befindet, Protestdemonstrationen, die schließlich blutig niedergeschlagen wurden.

Auf Einladung von Sanders jungem Verein nahm Karl Marx im Spätsommer 1848 an einigen Versammlungen in Wien teil und hielt zwei Referate vor den Vereinsmitgliedern. Darin schilderte er am 30. August die sozialen Verhältnisse in Europa, sprach über die Situation der Arbeiter im Ausland und berichtete über die Arbeitererhebungen in Frankreich, England und Belgien. In seiner zweiten Rede vor dem Verein fasste er am 2. September seine Erkenntnisse zum Thema "Lohnarbeit und Kapital" zusammen.

Mit der Einnahme Wiens im Oktober 1848 wurde der Arbeiterverein eingestellt, ohne dass er mit einer systematischen Bildungsarbeit hätte beginnen können.