Liebknecht, Wilhelm

29.3.1826, Gießen (Hessen) – 7.8.1900, Berlin

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Der Lehrer und Journalist Wilhelm Liebknecht musste wegen seiner Teilnahme an der Revolution von 1848 in die Schweiz fliehen, wo er jedoch verhaftet und ausgewiesen wurde. Liebknecht lebte von 1850 bis 1862 als Emigrant in London, wo er ein enger Vertrauter von Karl Marx und Friedrich Engels wurde.

Nach einer Amnestie für die Teilnehmer der Revolution kehrte Liebknecht 1862 nach Deutschland zurück, trat hier dem "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" (ADAV) von Ferdinand Lassalle bei, und gründete 1869 gemeinsam mit August Bebel die "Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands" (SDAP).

Liebknecht begrüßte die Ausrufung der Pariser Kommune 1871 und wurde im Jahr darauf im "Leipziger Hochverratsprozess" zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt. 1875 war Wilhelm Liebknecht maßgeblich am Zusammenschluss der SDAP und des ADAV zur "Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands" (SAP) beteiligt, die 1878 durch das Gesetz "wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" jedoch verboten wurde. Nach der Nichtverlängerung des "Sozialistengesetzes" gründete sich die SAP 1890 offiziell als "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD) neu.

Liebknecht wurde 1891 Chefredakteur des Parteiorgans "Vorwärts" und war federführend am neuen Parteiprogramm, das von marxistischen Grundsätzen geprägt war, beteiligt.

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Wilhelm Liebknechts Sohn Karl Liebknecht (13.8.1871, Leipzig – 15./16.1.1919, ermordet in Berlin) wurde 1912 Abgeordneter zum Reichstag und war ein Exponent des äußerst linken Parteiflügels. 1916 wurde er deshalb aus der SPD ausgeschlossen, im selben Jahr nach einer Kundgebung gegen den Krieg verhaftet und unter Verlust seines Reichstagsmandats zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.

Im Oktober 1918 begnadigt, übernahm er mit Rosa Luxemburg die Führung des 1915/16 gegründeten revolutionären "Spartakusbundes". Am 9. November 1918 rief Karl Liebknecht vom Balkon des Berliner Schlosses die "freie sozialistische Republik" aus, nachdem der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann zwei Stunden zuvor die "Deutsche Republik" von einem Balkon des Reichstages aus verkündet hatte.

Nach dem missglückten "Januaraufstand" der Spartakisten wurde Karl Liebknecht zusammen mit Rosa Luxemburg von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützendivision festgenommen, im Eden-Hotel verhört und misshandelt, und anschließend im Tiergarten erschossen.

Die in den Jahren 1926/27 nach Plänen von Karl Krist errichtete Wohnhausanlage der Gemeinde Wien, 12., Längenfeldgasse 19, wurde nach Wilhelm und Karl Liebknecht Liebknechthof benannt. Nach ihnen ist seit 1927 auch die Liebknechtgasse im 16. und 17. Bezirk benannt, die durch die Wohnhausanlage Sandleiten führt.

Werk: Briefwechsel mit Karl Marx und Friedrich Engels, 1963; Briefwechsel mit deutschen Sozialdemokraten, 1973.
Literatur: Heidi Beutin, Wilhelm Liebknecht, 2001; Elisabeth Hannover-Drück (Hrsg.), Der Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Dokumentation eines politischen Verbrechens, 1989.