Böhmer, Josef

9.1.1905, Wien – 16.2.1999, Wien

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Josef Böhmer kam im Sommer 1919 in die von Otto Felix Kanitz geleitete Kinderfreunde-Kolonie in Gmünd und wurde bald zu deren "Präsidenten" gewählt.

Böhmer war Schüler des ersten Jahrganges der Schönbrunner Erzieherschule und später Leiter mehrerer Kinderfreundehorte. In der Brigittenau lernte er seine spätere Frau, Hilde Zechmeister, kennen. Von 1928 bis 1934 war Josef Böhmer beim Reichsverein der Kinderfreunde als Wanderlehrer angestellt und wurde 1929/30 zum Besuch der Arbeiterhochschule delegiert.

Nach dem Verbot der Kinderfreunde im Jahr 1934 spezialisierte sich Josef Böhmer, der von Jugend an begeisterter Bergsteiger, Fotograf und Filmer war, auf die Herstellung von Schmalfilmen.

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1935/36 leitete er eine Motorrad-Expedition von Kapstadt nach Kairo, auf der ihn auch seine Frau begleitete. Die Reise wurde filmisch festgehalten und 1936 veröffentlichte Hilde Zechmeister-Böhmer ihre Aufzeichnungen als Buch unter dem Titel "Mit 14PS durch Afrika".

In den Jahren 1936 bis 1939 nutzten Josef Böhmer und Hilde Zechmeister-Böhmer Vortragsreisen und Filmvorführungen im In- und Ausland für Kurierdienste im Auftrag der Revolutionären Sozialisten.

Im März 1939 trat Josef Böhmer eine Reise in die USA an, Hilde Zechmeister-Böhmer folgte ihm im Sommer. In den USA arbeitete Böhmer zunächst als Lehrer, ab 1944 widmete er sich der Produktion von Schmalfilmen.

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Von 1946 bis 1972 war Böhmer technischer Direktor für die Herstellung von Schulfilmen, lehrte die Herstellung von Schmalfilmen an der Columbia Universität in New York und arbeitete mit dem aus Österreich stammenden Psychoanalytiker René A. Spitz und der Anthropologin Margret Mead zusammen.

Nach dem Tod der gemeinsamen Tochter Helen verbrachte das Ehepaar Böhmer-Zechmeister seine letzten Lebensjahre wieder in Wien.

Literatur: Heinz Weiss, Die Pädagogen des Schönbrunner Kreises, 2007; ders., Otto Felix Kanitz. Vom jüdischen Klosterschüler zum Top-Roten der Zwischenkriegszeit, 2017.