Adler, Emma (geb. Braun)

20.5.1859, Debreczen (Ungarn) – 23.2.1935, Zürich

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Als Tochter eines jüdischen Eisenbahningenieurs kam Emma Braun als Kind mit den Eltern nach Wien. Mehrsprachig ausgebildet, arbeitete sie als Übersetzerin und Fremdsprachenkorrespondentin und lernte im Jahr 1878 den jungen Arzt Victor Adler kennen. Nach kurzer Verlobungszeit erfolgte die Heirat noch im selben Jahr. Ein Jahr später wurde ihr Sohn Friedrich geboren. Emma Adler arbeitete für die Gleichheit und später für die Arbeiter-Zeitung bzw. die ArbeiterInnen-Zeitung als Journalistin und Übersetzerin.

Sie war eine der MiTextfoto_Adler_Emma_Nussdorf_Attersee_BO20tbegründerinnen und unermüdlichsten Vorkämpferinnen der österreichischen Arbeiterinnenbewegung und regelmäßige Vortragende in Arbeiterbildungsvereinen, wo sie auch Sprachunterricht erteilte.

In ihren aus dem Jahr 1933 stammenden unveröffentlichten Erinnerungen beschreibt Emma Adler eine witzige Episode, die sich am Attersee ereignete, wo sich das Ehepaar Adler gerne aufhielt:

Im Jahr 1887 malte der inzwischen verhungerte akademische Maler Emanuel Oberhauser für die kleine Kirche in Nussdorf am Attersee dieses Marienbild. Ich war sein Modell hierfür. Als das fertige Bild den Altar schmückte, waren die Bauern entrüstet und riefen: "Des is ja d'Adlerin und nit an eichtel de Mutter Gottes!"

Inzwischen haben sich die aufgeregten Gemüter beruhigt, sie hatten Zeit dazu, es sind seither 46 Jahre verrauscht. Vor einigen Jahren schlug der Blitz in die Kirche ein, alles verbrannte, mit Ausnahme des Marienbildes und nun – Ironie des Zufalls – ist es zu einem wundertätigen Gnadenbild avanciert! – Was große Zeitläufte alles zu bewirken im Stande sind.

Nach dem Tode Victor Adlers am 11.11.1918 übersiedelte Emma Adler zu ihrem Sohn Friedrich nach Zürich, wo sie eine biographische Arbeit über ihren verstorbenen Ehemann vorbereitete. Das Erscheinen des Buches sollte sie allerdings nicht mehr erleben; das Projekt konnte erst 35 Jahre später verwirklicht werden. 1968 erschien es unter dem Titel "Victor Adler im Spiegel seiner Zeitgenossen".

Werk: Die berühmten Frauen der französischen Revolution, 1906; Jane Welsh Carlyle – eine Biographie, 1907 (1996 neu verlegt).
Literatur: Julius Braunthal, Victor und Friedrich Adler. Zwei Generationen Arbeiterbewegung, 1965.