Strasser, Peter

3.7.1917, Jena (Thüringen) – 6.6.1962, Wien

Strasser_peter_head_spoe_parlament

S

Peter Strassers Vater, Josef, war vor dem Ersten Weltkrieg führender Funktionär der starken sozialdemokratischen Bewegung im böhmischen Reichenberg, kam später nach Wien und schloss sich hier der KPÖ an. Josef Strasser war als Chefredakteur des kommunistischen Zentralorgans "Rote Fahne" tätig, wurde jedoch, ebenso wie seine Frau, anlässlich einer der vielen Parteikrisen der KPÖ aus der Partei ausgeschlossen.

Peter Strasser schloss sich bereits 1929 der Sozialistischen Arbeiterjugend an, übernahm in der illegalen "Revolutionären Sozialistischen Jugend" nach dem Februar 1934 wichtige Aufgaben und war Mitarbeiter bei der Fluchthilfe in die Tschechoslowakei.

1938 floh Peter Strasser nach Frankreich, wo er als "verdächtiger Ausländer" zehn Monate lang interniert war. Nach der Besetzung Frankreichs lebte er längere Zeit im Untergrund, wurde schließlich von der französischen Polizei verhaftet und an die Gestapo ausgeliefert. Nach kurzer KZ-Haft wurde Strasser als Schweißer in einem Rüstungsbetrieb dienstverpflichtet. Dem Militärdienst konnte er sich durch eine vorgetäuschte Krankheit entziehen.

Strasser_Peter_TF_SI_Kongress_Wien_VGA

Am 28. April 1945 fand unter Strassers Vorsitz im Wiener Rathaus eine Besprechung sozialistischer Jugendfunktionäre statt, bei der die Gründung einer eigenen sozialistischen Jugendorganisation beschlossen wurde. Der kommunistische Vorschlag zur Bildung einer einheitlichen österreichischen Jugendorganisation – die unter den damaligen Umständen natürlich kommunistisch dominiert gewesen wäre – wurde von der SPÖ abgelehnt.

Strasser war von 1946 bis 1954 Obmann der Sozialistischen Jugend; er hatte wesentlichen Anteil daran, dass die SJ in vielen Fragen eigenständige politische Positionen bezog, und dadurch oft in Konflikt mit der Parteiführung geriet, der die Jugendfunktionäre die sukzessive Preisgabe der sozialdemokratischen Grundsätze in der Koalition mit der ÖVP vorwarfen.

Peter_Strasser_Hof_TF_BO3
1949 wurde Peter Strasser, der von 1948 bis 1954 auch Vorsitzender der Sozialistischen Jugendinternationale (IUSY) war, als jüngster Abgeordneter in den Nationalrat gewählt.
 
1960 übernahm er darüber hinaus von Ludwig Dinstl die Funktion des Bezirksobmanns der SPÖ Alsergrund. Nach Strassers frühem Tod im Jahre 1962 wurde die Genossenschaftswohnhausanlage in Wien 3., Hofmannsthalgasse 2-6, Peter-Strasser-Hof benannt. Am 3. Juli 2012 wurde an Peter Strassers ehemaligen Wohnhaus in Wien 9., Meynertgasse 3–5 eine Gedenktafel enthüllt.

Werk: Gefährliche Kraft. Fakten und Folgen der Motorisierung, 1960.