Simmering-Graz-Pauker-Werk

11., Leberstraße 34

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Die Simmeringer Waggonfabrik, deren Ursprünge (in der Leopoldstadt) bis 1831 zurückreichen und deren Standort in Simmering seit 1852 besteht, war immer ein aktives Zentrum der Wiener Arbeiterbewegung, dessen Bedeutung weit über die Bezirksgrenzen hinaus reichte.

Hergestellt wurden in der Simmeringer Waggonfabrik zunächst Dezimal-Brückenwaagen, später auch Dampfmaschinen, Ausstattungen für Rübenzuckerfabriken und ab 1846 Waggons, die schon bald einen Produktionsschwerpunkt darstellten; 1899 wurde der vierzigtausendste Eisenbahnwaggon ausgeliefert.

1934 übernahm die Simmeringer Maschinen- und Waggonbaufabrik AG die Grazer Waggon- und Maschinenfabriks-AG (vormals Weitzer). 1941 erfolgte die Eingliederung der Paukerwerke in Wien Floridsdorf. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete der Betrieb nahezu ausschließlich für die Kriegsrüstung und war ein Zentrum der illegalen Arbeit. Besondere Bedeutung kam dabei der Störung der Kriegsproduktion zu; darüber hinaus wurden auch Spenden für die Angehörigen von Inhaftierten gesammelt und illegale Publikationen verbreitet. Im Sommer 1941 flog die Simmeringer Widerstandsgruppe auf; mehr als 30 Personen wurden verhaftet und – da die Beweise sehr dürftig waren – zu Zuchthausstrafen von 18 Monaten bis lebenslänglich, aber nicht zum Tode verurteilt.

1945 wurde mit dem Neuaufbau der während des Zweiten Weltkriegs großteils zerstörten Industrieanlagen begonnen; 1946 erfolgte die Verstaatlichung. Neben Schienenfahrzeugen wurden nunmehr auch Kräne, Dieselmotoren, Pressen und Kraftwerkskessel produziert und weltweit vermarktet. In den 1960er- und 1970er-Jahren gehörte die SGP, die seit 1970 Teil der ÖIAG war, zu den erfolgreichsten Unternehmen der Verstaatlichten Industrie.

Im Zuge der Umstrukturierungsmaßnahmen der Verstaatlichten Industrie erfolgte 1989 die Teilung der SGP in die SGP-VA Energie- und Umwelttechnik (zusammen mit einem Bereich aus der VOEST-Alpine) und die SGP Verkehrstechnik GmbH (seit 1996 Siemens SGP Verkehrstechnik GmbH).

2010 wurde mit der "Siemens City" in Floridsdorf die neue Unternehmenszentrale von Siemens Österreich eröffnet. Das Siemens-Gebäude in Erdberg und das Gelände in der Gudrunstraße in Favoriten wurden aufgegeben.

Das Siemens-Werk in Simmering besteht bis heute; hier liegt die weltweite Geschäftsverantwortung für U-Bahnen, Straßenbahnen, Reisezugwagen und Elektrobusse. Das Werk in Simmering ist einer der weltgrößten Siemens-Fertigungsstandorte und beschäftigt zahlreiche weitere Unternehmen in Österreich.

Literatur: Gabriele Kamnig, Von der Grazer Waggonfabrik zur SIEMENS SGP Verkehrstechnik Ges.m.b.H. Eine historische Betriebsanalyse, 1854-1999, 1999.