Firnberg, Hertha

18.9.1909, Wien – 14.2.1994, Wien

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Das Recht auf Arbeit ist ein Menschenrecht. Hier gibt es keinen Kompromiss, kein Wenn und Aber.
Das Recht auf Arbeit gilt für alle, auch für die Frauen, auch für die Mütter.
 

Hertha Firnberg, die aus einem wohlhabenden, aber sozialdemokratischen Elternhaus stammte, schloss sich bereits in ihrer Schulzeit dem Bund Sozialistischer Mittelschüler an und wurde während des Studiums Mitglied der Sozialistischen Studenten. Nach ihrem Studium der Wirtschafts- und Sozialgeschichte arbeitete sie während des Zweiten Weltkriegs für einen bekannten Modeverlag.

Nach dem Krieg machte sich Firnberg in der niederösterreichischen Arbeiterkammer einen Namen als Expertin für Sozialstatistik, Sozialgeschichte und -politik. 1959 wurde sie Mitglied des Bundesrates (bis 1963) und im selben Jahr Mitglied der österreichischen Delegation zur Parlamentarischen Versammlung des Europarates (bis 1970).

Von 1963 bis 1983 war Hertha Firnberg Abgeordnete zum Nationalrat und von 1967 bis 1981 – auf deren Vorschlag hin – als Nachfolgerin Rosa Jochmanns Vorsitzende des Bundesfrauenkomitees der SPÖ und dadurch stellvertretende Bundesparteivorsitzende und Mitglied des Parteipräsidiums.

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Unvergessen bleibt Hertha Firnberg aber als erste Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung in diesem von Bruno Kreisky 1970 neu eingerichteten Ministerium. Zu einem ihrer größten Erfolge als Wissenschaftsministerin gehört die untrennbar mit ihrem Namen verbundene Hochschulreform des Jahres 1975, die zur höchst fälligen Demokratisierung der Universitäten führte (Universitäts-Organisations-Gesetz, UOG). Die Abschaffung der Studiengebühren sowie die Schaffung von Stipendien, Schulbuchaktionen und Freifahrten für SchülerInnen und Studierende waren weitere Meilensteine ihrer Tätigkeit als Ministerin.

Auch andere einschneidende Reformen der 1970er Jahre gehen auf Hertha Firnbergs Bemühungen als SPÖ Frauenvorsitzende zurück, so z.B. die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs durch die Fristenregelung oder die Gleichstellung der Geschlechter durch die Familienrechtsreform Christian Brodas.

Die SPÖ Frauen nahmen den zehnten Todestag Hertha Firnbergs zum Anlass, um zwei Auszeichnungen nach der großen Sozialdemokratin zu benennen: Die "Hertha-Firnberg-Anerkennung" ist für Frauen gedacht, die "Bemerkenswertes" im Sinne feministischer Grundsätze geleistet haben, die "Hertha-Firnberg-Auszeichnung" geht an verdiente Funktionärinnen.

2001 wurde in der Wienerberg-City in Favoriten die Hertha-Firnberg-Straße benannt, dort befindet sich auch die 2005 fertiggestellte Volksschule Hertha Firnberg. Seit 2010 erinnert auch der Firnbergplatz in der Donaustadt an die Politikerin. 

Werk: Lohnarbeiter und freie Lohnarbeit im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit. Ein Beitrag zur Geschichte der agrarischen Lohnarbeit in Deutschland, 1935/1978; Berufslaufbahn und Berufsschicksale niederösterreichischer Arbeiter, 1954; Die Frau in Österreich, 1967; Demographische Forschung in Österreich, 1974; Studieren in Österreich, 1981.