Benya, Anton

8.10.1912, Wien – 5.12.2001, Wien

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Die Kuh, die man melken will, soll man nicht schlachten. 

Anton Benya wurde in Penzing als drittes von vier Kindern eines Bäckers geboren. Nach dem Besuch der Bürgerschule erlernte er den Beruf des Elektromechanikers. Früh engagierte er sich als Jugendvertrauensmann in seinem Betrieb und als Schriftführer in der Lehrlingssektion der Metaller-Gewerkschaft. Die Mitarbeit in einer illegalen Betriebsgruppe der Freien Gewerkschaft trug ihm zwischen 1934 und 1937 zweimal politische Haftstrafen ein.

TF_Benya_Verzetnitsch_1987_OEGB_ArchivNach 1945 wurde Benya Betriebsratsobmann bei der Wiener Radiofirma Ingelen, von 1956 bis 1959 wirkte er als stellvertretender Generalsekretär des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. 1959 wurde Benya Vizepräsident des ÖGB, von 1962 bis 1977 war er überdies Vorsitzender der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie. 1963 folgte er Franz Olah an der Spitze des Gewerkschaftsbundes nach. In dieser Funktion blieb er 24 Jahre, bis er 1987 von Fritz Verzetnitsch abgelöst wurde.

Parallel dazu machte Anton Benya auch Karriere im Parlament. Am 8. Juni 1956 wurde er als Abgeordneter der SPÖ in den Nationalrat gewählt, dem er in der Folge ohne Unterbrechung mehr als 30 Jahre, bis zum 12. Dezember 1986, angehörte. 15 Jahre hindurch – vom 4. November 1971 bis zu seinem Ausscheiden aus dem Hohen Haus 1986 – war er Präsident des Nationalrates.

Anlässlich seiner Wahl zum Ersten Nationalratspräsidenten sagte Anton Benya: Ich möchte meine Wahl zum Ersten Präsidenten nicht nur als eine Anerkennung der Leistungen gewertet sehen, die ich als Parlamentarier erbracht habe, sondern ich möchte sie vor allem als eine Anerkennung der Leistungen der österreichischen Gewerkschaftsbewegung werten, die sehr viel zum Aufstieg dieser Republik beigetragen hat. 
 
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Während der SPÖ-Alleinregierung unter Bruno Kreisky war Anton Benya einer der einflussreichsten Politiker.

Mit seinem Motto Die Kuh, die man melken will, soll man nicht schlachten trat der ÖGB-Präsident oft allzu hohen Lohnforderungen seiner Genossen entgegen und hatte entscheidenden Anteil an der maßvollen Lohnpolitik, die zum Wachstum der Volkswirtschaft und zum sozialen Frieden in den 1970er Jahren beitrug.

Gemeinsam mit seinem Gegenüber in der Wirtschaftskammer, Rudolf Sallinger, galt Anton Benya als wesentlicher Garant der funktionierenden österreichischen Sozialpartnerschaft.

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Anton Benya war bis zuletzt von der Notwendigkeit überparteilicher Gewerkschaften überzeugt. Seinen letzten großen Auftritt hatte er im Juli 2001 bei einer Großdemonstration gegen die per Gesetz verfügte Ablöse Hans Sallmutters an der Spitze des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger.

Anton Benya übte noch zwei weitere Präsidentenämter aus: Das des Konsum und jenes des SK Rapid, wo er von 1990 bis 1993 die Geschäfte führte.

Nach seinem Tod erhielt Anton Benya ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof.

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Im Jahr 1972, zum 60. Geburtstag des ÖGB-Präsidenten, wurde der Anton Benya-Stiftungsfonds zur Förderung der Facharbeit eingerichtet. Die alle zwei Jahre vergebenen Auszeichnungen gehen an Projekte und Einzelpersonen, die sich besonders um die österreichische Facharbeit verdient gemacht haben.

1990 wurde nach dem früheren ÖGB-Präsidenten der Anton-Benya-Park in der Argentinierstrasse im 4. Bezirk benannt, seit 2002 betreiben die Wiener Sozialdienste das Geriatrische Tageszentrum Anton Benya in Wien 12., Arndtstraße 67.

Werk: Die Gewerkschaften in Gesellschaft und Wirtschaft, 1967; Vierzig Jahre danach – der 4. März 1933 im Urteil von Zeitgenossen und Historikern, 1973; Wirtschaft und Gewerkschaft, 1982; Gewerkschaftsstrategie in den achtziger Jahren, 1983; Mein Weg – Lebenserinnerungen, 1992; Ansichten des Nationalrats- und ÖGB-Präsidenten, 1992; Mein Weg – Lebenserinnerungen eines Gewerkschafters und Demokraten ergänzt um Aussagen aus seinem letzten Lebensjahrzehnt, 2002.
Literatur: Anton Benya: Baumeister des sozialen Friedens, WZ-online; Liselotte Douschan, Anton Benya. Österreichischer Gewerkschafts- und Nationalratspräsident, 2012; Fred Haberl, Weg einer Idee – 125 Jahre Konsumgenossenschaften in Österreich, 1981; Annemarie Kramser, Anton Benya – "Der Vertrauensmann", 2003; Johannes Kunz (Hrsg.), Anton Benya. Ansichten des Nationalrats- und ÖGB-Präsidenten, 1992.