Bauer, Helene (geb. Gumplowicz)

13.3.1871 Krakau (Polen) – 20.11.1942 Berkeley (USA)

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Helene Gumplowicz' Vater war Besitzer einer Leihbibliothek in Krakau, und seine Tochter eine der eifrigsten Benützerinnen der väterlichen Bücherei. Ihr Onkel war der bekannte Soziologe Ludwig Gumplowicz (1838–1909). 1895 heiratete sie den Rechtsanwalt Max Landau, mit dem sie drei Kinder hatte.

Helene Gumplowicz-Landau studierte Staatswissenschaften in Zürich, promovierte 1905 und war aktiv in der polnischen Sozialdemokratie, später in der österreichischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) tätig.

1911 erfolgte die Trennung von Max Landau, 1920 die Heirat mit Otto Bauer, dessen Mitarbeiterin – v.a. als Redakteurin der Zeitschrift Der Kampf – sie bereits war.

Helene Bauer war eine überaus belesene Frau, deren umfassende Bildung so manchen der "großen Männer" des Austromarxismus erblassen ließ. Dennoch stand sie lange Zeit als "die Frau an seiner Seite" im Schatten ihres berühmten Mannes.

Von 1926 bis 1934 unterrichtete sie Statistik an der Arbeiterhochschule in Wien; sie war Gründerin und Leiterin der Sozialistischen Arbeitsgemeinschaft für Wirtschaft und Politik und Mitglied des Wiener Stadtschulrates.

Bauer_Helene_TF_1930_VGA1934 emigrierte sie gemeinsam mit ihrem Mann nach Brünn, 1938 nach Frankreich; nach dem frühern Tod Otto Bauers übersiedelte sie 1939 zu ihrer Tochter Wanda Lanzer nach Schweden; 1941 emigrierte sie schließlich in die USA.

Helene Bauers sterbliche Überreste wurden gemeinsam mit der Urne Otto Bauers in jenem Ehrengrab am Zentralfriedhof bestattet, das 1926 von Hubert Gessner für Victor Adler und Engelbert Pernerstorfer geschaffen worden war.

2014 wurde die Verkehrsfläche vor dem Café Sperl, 6., Lehargasse 10, Helene-Bauer-Platz benannt.

Werk: - Unter dem Namen Helene Landau: Die Entwicklung des Warenhandels in Österreich. Ein Beitrag zur Wirtschaftspolitik des Absolutismus, 1906; Die Entwicklung der polnischen sozialistischen Bewegung in Krongresspolen seit der Entstehung der Polnischen Sozialistischen Partei - P.P.S. - bis zum Beginne des 20. Jahrhunderts, 1929.

Literatur: Annemarie Hofstadler, Helene Bauer im Spiegel ihrer publizistischen Tätigkeit 1918 -1940, 1992; Andrea M. Lauritsch (Hrsg.), Zions Töchter. Jüdische Frauen in Literatur, Kunst und Politik, 2006; Ernst Winkler, Helene Bauers letzte Lebenstage. In: Auf den Zinnen der Partei. Ausgewählte Schriften, 1967.