Von der Hauptbücherei zur Schmelz

  • 01_hauptbibliothek

    Unser Spaziergang beginnt bei der U6-Station Burggasse-Stadthalle. Direkt über der Station erhebt sich der markante, 150 Meter lange Bau der nach Plänen des österreichischen Architekten Ernst Mayr errichteten und im April 2003 eröffneten Hauptbücherei der "Büche- reien Wien". Neben nicht weniger als 300.000 Medien – 240.000 Bücher und 60.000 audiovisuelle Medien – werden hier nationale und internationale Zeitungen und Zeitschriften, 130 Benutzer-PCs mit kostenlosen Internetzugängen, 150 Studien- und Schmökerplätze und 40 Audio- und Videoplätze angeboten. Und das hochgelegene Bibliotheks-Café "Canetti" gehört schon wegen seines aufregenden Ausblicks zu den außergewöhnlichsten Plätzen der Stadt. Wir überqueren den Gürtel und die Hütteldorfer Straße, die zwischen Neubaugürtel und Zinckgasse ursprünglich "Aufmarschstraße" hieß – nach den militärischen Aufmärschen auf dem Exerzierplatz der Schmelz – und im Jahr 1918 in "Karl-Marx-Straße" umbenannt wurde. Erst im Zuge der Errichtung des Berufsschulgebäudes in den Jahren 1925/26 wurde eine durchgehende Straßenverbindung von der alten Hütteldorfer Straße bis zum Gürtel geschaffen, und die Karl-Marx-Straße, deren Namen damit verschwand, wurde in die Hütteldorfer Straße einbezogen.

  • 02_loehrgasse

    Auf der linken Seite, Hütteldorfer Straße 3-5, Ecke Löhrgasse, erhebt sich eine in den Jahren 1925/26 nach Plänen von Karl Dirnhuber errichtete Wohnhausanlage der Stadt Wien, die nach Weihsmann (2002) "zu den sachlichsten Leistungen des Roten Wien" zählt. Der stark konstruktivistische Bau beeindruckt v.a. durch seinen imposan- ten turmartigen Eckblock und steht in einem interessanten Dialog zur benachbarten Zentralberufsschule, v.a. aber auch zum gegen- überliegenden Vogelweidhof. Eine baldige Renovierung täte diesem bemerkenswerten Gebäude freilich gut!

  • 03_zentralberufsschule1

    Wenige Schritte weiter erreichen wir das Gebäude der Zweiten Zentralberufsschule (Hütteldorfer Straße 7-17), das in den Jahren 1925/26 nach Plänen der Architekten Josef Hofbauer und Wilhelm Baumgarten in der Rekordzeit von nur 15 Monaten errichtet wurde, sodass der Unterricht bereits im Schuljahr 1926/27 aufgenommen werden konnte. Es war eines der größten Schulbauprojekte in der Geschichte Wiens – auf einer Fläche von 13.000 Quadratmetern wurden 8.000 Quadratmeter verbaut – und zum Zeitpunkt seiner Errichtung das modernste Schulgebäude seiner Art in Europa. Die Schule war ursprünglich v.a. für die holzverarbeitenden Gewerbe (Tischler, Zimmerer, Wagner, Fassbinder, Klavierbauer, Drechsler etc.) gedacht, allerdings waren von Anfang an auch andere Gewerbe (Dachdecker, Industriemaler, Keramiker, Lithographen, Stein-, Licht- und Kupferdrucker, Vergolder etc.) in insgesamt 13 Fachschulen vertreten.

  • 04a_zentralberufsschule4

    Nach Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts im Jahr 1927 beherbergte das neue Haus 19 gewerbliche Fachschulen mit 176 Klassen und über 5.000 Lehrlingen! Dem Baukomplex waren außerdem ein gut ausgestattetes fünfgeschossiges Lehrlingsheim für 96 Lehrlinge, eine eigene Schulküche, Speiseräume für Schüler und Lehrer sowie Erholungsräume angeschlossen. Insgesamt haben seither mehr als 120.000 Jugendliche die Zweite Zentralberufsschule besucht. Gegenwärtig sind in dem überaus sehenswerten und kürzlich renovierten Gebäudekomplex die Berufsschulen für Holz- bearbeitung und Musikinstrumentenerzeugung, für Chemie, Grafik und gestaltende Berufe, für Handel und Reisen sowie für Maler und Kunstgewerbe untergebracht.

  • 05_maerzpark

    Wir überqueren nun die Hütteldorfer Straße und kommen in den Märzpark. Seit 1782 befand sich an dieser Stelle der "Schmelzer Friedhof", der auf Weisung Kaiser Josef II. gemeinsam mit vier weiteren "kommunalen" Friedhöfen nach der Schließung der innerhalb des heutigen Gürtels gelegen Kirchhöfe angelegt wurde und für die Toten aus den heutigen Bezirken 6, 7, 8 und 15 bestimmt war. Am 17. März 1848 wurden hier auch die Opfer der blutigen Märzunruhen zu Grabe getragen. Der Schmelzer Friedhof wurde bis zum Jahr 1874 belegt; nach Errichtung des neuen Zentralfriedhofs in Simmering wurden die Beerdigungen eingestellt und bald darauf begann man mit der Exhumierung vieler Toter, die von hier auf den Zentralfriedhof überführt wurden. Nach der endgültigen Auflassung des Friedhofs im Jahr 1908 sollte an dieser Stelle ein "Historisches Museum" errichtet werden; allerdings konnte dieser ehrgeizige Plan nie verwirklicht werden. 1925 wurde schließlich der heutige rund 16.000 m2 große Park angelegt und zum Gedenken an die 35 Gefallenen der Revolu- tion von 1848 "Märzpark" benannt. Ein Gedenkstein erinnert an die damaligen Ereignisse.

  • 06_vogelweidhof1

    Richtung Gürtel erhebt sich der große Vogelweidhof (Hütteldorfer Straße 2a, Wurzbachgasse 2-8) – im Volksmund meist "Märchenhof" genannt – der in den Jahren 1926/27 nach Plänen des Architekten Leopold Bauer errichtet wurde. Bauer – ein Schüler Otto Wagners und für wenige Jahre dessen Nachfolger an der Akademie – gehörte in seinen frühen Jahren zu den kreativsten Vertretern des modernen Baustils, fiel jedoch später durch seinen zunehmenden Konservati- vismus und seine Sympathie für den Faschismus auf. Der Hof wurde nach dem mittelalterlichen Minnesänger Walther von der Vogelweide benannt und gehört zu den eigenwilligsten kommunalen Wohnhaus- anlagen der Stadt. Besonders auffällig sind die kannelierten Rund- bogenreihen und der mächtige wohnturmartige Hauptblock mit seiner nach außen gekragten, zinnenbekrönten Dachgeschosszone.

  • 07a_vogelweidhof2

    In den drei Höfen befinden sich mit Keramiken verkleidete Brunnen von Robert Obsieger (1927), im zentralen Eingangsbereich und den links und rechts davon gelegenen Arkaden Fresken von Rudolf Jettmar und Franz Wacik. Die allegorischen Wandfresken Jettmars zeigen Fußballer, eine Gesundheitsuntersuchung an Kindern, eine Schule "im Grünen" und Architekten bei der Arbeit; die Deckenfresken von Franz Wacik sind der Darstellung von Handwerkern im Märchen- kontext gewidmet – alles in allem doch ziemlich rückwärtsgewandt und verklärend.

  • 08_geyschlaegergasse

    Wenn wir nun um den Märzpark herum, links in die Sorbaitgasse gehen, gelangen wir nach wenigen Schritten an der Ecke zur Geyschlägergasse (Nr. 2-12) zu einem weiteren interessanten Gemeindebau. Die in den Jahren 1928/29 nach Plänen von Max Fellerer errichtete Wohnhausanlage ist mit ihren langen Balkon- gruppen und Eckloggien ganz der "Neuen Sachlichkeit" verpflichtet und wirkt gerade deshalb immer noch zeitgemäß.

  • 09_stadthalle

    Durch den Märzpark gehen wir nun weiter zur "Wiener Stadthalle", einem Komplex mehrerer Veranstaltungs-, Sport- und Trainingshallen, mit deren Errichtung – ebenfalls auf dem früheren Friedhofsgelände – in den Jahren 1954 bis 1958 nach Entwürfen von Roland Rainer (1910-2004) begonnen wurde. Neben der maximal bis zu 20.000 Personen fassenden Haupthalle befinden sich drei Vorführungs- und Trainingshallen, das in den Jahren 1971 bis 1974 ebenfalls nach Plänen von Rainer errichtete Stadthallenbad, sowie die vom selben Architekten stammenden Hallen E und die erst 2006 fertiggestellte Halle F.

  • 10_eberthof

    Wir folgen nun der Hütteldorfer Straße stadtauswärts und erreichen auf Nr.16-22 den in den Jahren 1925/26 nach Plänen von Viktor Mittag und Karl Hauschka errichteten Eberthof, benannt nach dem deutschen Sozialdemokraten Friedrich Ebert (1871–1925), Partei- vorsitzender der SPD nach August Bebel und ab 1919 Präsident der Weimarer Republik.

  • 12_eberthof

    Die Wohnhausanlage vereint die typischen Merkmale der frühen Wiener Gemeindebauten mit Elementen der späteren "Superblocks" und besitzt eine Reihe interessanter Details – Rundbogenarkaden, polygonale und runde Erker, Loggien, Terrassen, große Giebel und kunstvoll geschmiedete Fenstergitter. Die Hauptfassade ist im Erdgeschoss durch Dreieckserker und Arkadenüberbauungen gegliedert; im straßenseitigen Durchhaus wurde eine Ladenstraße untergebracht. Im Zentrum des öffentlich zugänglichen, parkartigen Straßenhofs befindet sich der "Frühlingsbrunnen" mit einer lebens- großen Knabenfigur von Anton Endstorfer (1912).

  • 14_forstnerhof

    Wir verlassen den Eberthof durch das große Spitzbogenportal zur Loeschenkohlgasse und gehen geradeaus die Alliogasse entlang. Wer ausreichend Zeit und historisches Interesse mitbringt, der kann am Kriemhildplatz rechts einen Abstecher zur nahegelegenen Christus-König-Kirche (Vogelweidplatz) unternehmen. Dieses in den Jahren 1933/34 nach einem Entwurf von Clemens Holzmeister errichtete, überaus schlichte Gebäude wurde als Gedächtniskirche für den 1932 verstorbenen christlichsozialen Bundeskanzler Ignaz Seipel initiiert und beherbergte die Särge Seipels sowie des am 25. Juli 1934 ermordeten Engelbert Dollfuß bis zu ihrer Dislozierung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1939. Um die Kirche sind außerdem Relikte des früheren Schmelzer Friedhofs zu sehen. Weiter in der Alliogasse gelangen wir auf Nr. 24-26, Ecke Giselher- gasse zu einer in den Jahren 1926/27 nach Plänen von Gottlieb Michal errichteten Wohnhausanlage, die eigentlich eine Erweiterung des gegenüberliegenden Forstnerhofs darstellt.

  • 13_alliogasse

    Der Forstnerhof (Alliogasse 27-33) wurde bereits 1924 nach Plänen von Gottlieb Michal errichtet und nach dem Abgeordneten August Forstner (1876–1941) benannt, der als "der Kutscher im Parlament" berühmt wurde und lange Zeit hier wohnte. Der Forstnerhof ist eine große, ganz im "romantischen" Stil der frühen Gemeindebauten gehaltene Anlage mit polygonalen, z.T. mit Tierkreiszeichen verzierten Erkern. Der an drei Seiten verbaute Gartenhof wird zur Alliogasse durch einen niedrigen Tortrakt abgeschlossen. Im deutlich erhöht gelegenen Hof befindet sich ein schöner Zierbrunnen.

  • 15_gablenzgasse35

    Beachtenswert ist auch die architektonische Ecklösung Alliogasse / Hagengasse, die zum Gemeindebau in der Gablenzgasse 35-37 (am Ende der Alliogasse links) gehört. Auffallend an dieser in den Jahren 1931/32 nach Plänen von Leo Kammel errichteten Wohnhausanlage sind darüber hinaus der mächtige, mit Putzdekor verzierte Stiegen- hausturm und ein Relief aus glasierten Fliesen über dem Haus- eingang, das unter dem Titel "Arbeit – Friede" (1931) eine ideal- typische Familienaufstellung zeigt.

  • 17_grassingerhof_tafel

    Wir folgen der Gablenzgasse stadtauswärts und wenden uns beim wenig ansprechenden Gemeindebau auf Nummer 41 nach links. Über dem Durchgang zeigt ein Relief aus dem Jahr 1953 drei nackte Frauen, möglicherweise Grazien(?). Hinter dem Nachkriegsbau stoßen wir auf die Brunhildengasse und auf Nummer 3 auf den Grassinger- hof, benannt nach Johann Grassinger (1869–1932), einem früheren Bezirksvorsteher von Fünfhaus. Der in den Jahren 1932/33 nach Plänen von Josef Berger und Martin Ziegler errichtete, betont moderne Bau weist einen breiten, zur Straße hin offenen Hof auf. Wirklich interessant sind jedoch die Balkonvorbauten aus Sichtbeton an den Seitenblocks. An der linken Seite befindet sich eine Gedenk- tafel mit dem Porträtrelief des Namensgebers.

  • 18_heimhof

    Am Ende der Brunhildengasse wenden wir uns nach rechts, beim Kleingartenverein "Zukunft auf der Schmelz" wieder nach links und folgen der Stutterheimstraße und Preysingergasse, biegen rechts in die Loeschenkohlgasse, links in die Kannegasse und sofort wieder rechts in die Pilgerimgasse, wo sich auf Nummer 22-24 der Eingang zum legendären Heimhof befindet. Der Heimhof stellt eine Besonderheit innerhalb der Wohnanlagen des "Roten Wien" dar, weil er in seiner ursprünglichen Form nicht auf einer sozialdemokratischen Initiative, sondern auf bürgerlich-liberalen Ideen beruht und in seiner heutigen Form das Ergebnis mehrerer Erweiterungen ist. Kern der Anlage ist der dreigeschossige Trakt in der Pilgerimgasse, der in den Jahren 1921 bis 1923 nach Plänen von Otto Polak-Hellwig von der Genossenschaft "Heimhof" errichtet wurde und 24 Kleinstwohnungen, eine Zentralküche, einen gemeinsamen Speiseraum und Wäschereien umfasste. Um die berufstätigen Frauen von der Hausarbeit zu entlasten, wurden die häuslichen Arbeiten von Angestellten verrichtet, die von den Mieterinnen bezahlt werden mussten. Familien und Paare wurden im Heimhof nur dann aufgenom- men, wenn beide Partner berufstätig waren.

  • 19_heimhof2

    Nach finanziellen Schwierigkeiten der Genossenschaft übernahm die Gemeinde Wien 1924 das Einküchenhaus und ließ den Heimhof in den Jahren 1925/26 nach Plänen von Carl Witzmann auf 352 Wohnungen erweitern. Das ursprünglich freistehende Einzelgebäude in der Pilgerimgasse wurde durch umfangreiche Zubauten zu einem geschlossenen Block erweitert, in dessen Mitte auch ein städtischer Kindergarten integriert wurde. Durch die Erweiterung entstand eine etwas verwirrende und architektonisch uneinheitliche Anlage, die dem Bau den Spitznamen "Labyrinth" eintrug (Podbrecky, 2003). Das Einküchenhaus blieb ein isoliertes Experiment. Bereits zu Beginn des Austrofaschismus, spätestens aber nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 fand die fortschrittliche Idee ein Ende. Speisesaal und Zentralküche wurden bereits 1934 gesperrt. 1939 wurde die Genossenschaft liquidiert und die Zentral- wirtschaft endgültig aufgelöst; nach und nach wurden die Wohnun- gen nun mit kleinen Küchen und Bädern ausgestattet. Parallel zur Pilgerimgasse führt ein, leider meist versperrter, Durch- gang zum mit Keramiken geschmückten Kindergarten und einem ebenfalls von Carl Witzmann errichteten Gemeindebau (1926/27) mit kleinen Rundbogenloggien und Giebeln (Eingang Oeverseestraße 25-29).

  • 20_koenigstetterhof

    Am Ende der Pilgerimgasse angelangt überqueren wir die Johnstraße und befinden uns direkt vor dem Käthe-Königstetter-Hof (Johnstraße 77, Tautenhayngasse 2-8), einer in den Jahren 1932/33 nach Plänen von Friedrich Pindt errichteten Wohnhausanlage, die nach der Gemeinderätin Käthe Königstetter (1874–1940) benannt wurde. Der langgestreckte Block mit den isolierten Balkongruppen auf den ansonsten glatten und schmucklosen Fassaden ist ausgesprochen sachlich und modern. Bemerkenswert ist das nicht signierte, triptychonartige Terrakottarelief an der Johnstraße, das eine Mutter mit Kind, einen Architekten (als "Arbeiter des Geistes") und einen Maurer (als "Arbeiter der Faust") darstellt und stark an die Bild- sprache sakraler Darstellungen erinnert.

  • 22_dorotheum

    Die Tautenhayngasse führt uns geradewegs zum nahen Neusser- platz. Der monumentale Wohnblock auf Nummer 1 wurde 1926/27 nach Plänen von Michael Rosenauer errichtet, der zur selben Zeit auch das angrenzende, speicher- oder fabrikähnliche ehemalige Dorotheumsgebäude Fünfhaus in der dahinterliegenden Schanz- straße geplant hat. Von Rosenauer stammt übrigens auch das zwei Jahre später errichtete Dorotheum Favoriten (siehe Spaziergang "Zu Fuß durch Favoriten").

  • 22_schmelz1_mareschplatz

    Über die Tautenhayngasse gelangen wir nun zum Akkonplatz, wenden uns nach rechts und erreichen über die Possingergasse den Mareschplatz. Dieser älteste Teil der Siedlungs- und Wohnhaus- anlage auf der Schmelz wurde auf den Gründen des ehemaligen Exerzierplatzes Schmelz in den Jahren 1919/20 nach Plänen von Hugo Mayer errichtet – vier Baublöcke mit insgesamt 42 einstöckigen Häusern und kleinen Nutzgärten im Inneren der Höfe, die mit dem Metzleinstaler Hof im 5. Bezirk um das Prädikat "erste Gemeinde-Wohnanlage des Roten Wien" wetteifern und von den Bewohnern meist "Mareschsiedlung" genannt werden. Die großen Innenhofbereiche, die in den Zeiten der Lebensmittel- knappheit v.a. der Anlage von Gemüsegärten und damit der Selbst- versorgung dienten, bilden heute eine beschauliche Kleingarten- oase inmitten der Siedlungsbauten. Eine Gedenktafel in der Durch- fahrt beim Mareschplatz erinnert an die Entstehungsgeschichte der Siedlung.

  • 22_schmelz2_planschbeckenbau

    In einer zweiten Baustufe wurden in den Jahren 1921 bis 1924 mehrere Blöcke mit z.T. dreigeschossigen Häusern im nördlich angrenzenden Teil der Anlage errichtet. Vom Mareschplatz über die Mareschgasse erreichen wir zunächst rechter Hand den sogenannten "Planschbeckenbau" (benannt nach einem früheren Kinderfreibad im Innenhof). Das Planschbecken ist zwar längst verschwunden, im Hof sind aber noch die große Gartenlaube und der kleine Brunnen mit der Bronzefigur "Knabe mit Sternfisch" von A. Pohl zu sehen. Eine Gedenktafel erinnert daran, dass der spätere Bundespräsident Adolf Schärf bis 1925 hier wohnte.

  • 22_schmelz

    Links der Mareschgasse, vor dem Rohraurerpark, liegt der soge- nannte "Hufeisenbau", der mit seinem ehrenhofartigen Straßenhof, den Erkern und Loggien deutlich von der Gemeindebauarchitektur des "Roten Wien" geprägt wurde. Ein Rundgang durch die insgesamt 765 Wohnungen umfassende Anlage auf der Schmelz zeigt jedenfalls sehr anschaulich den schrittweisen Übergang von einer schlichten Arbeitersiedlung (mit Kleingärten) zu einer modernen und urbanen Wohnanlage.

  • 23_rohrauer_pirquet

    Der nahe Rohrauerpark bildet den Abschluss unserer Tour durch den 15. Bezirk. Der 1924 im damaligen Stadterweiterungsgebiet Schmelz angelegte Park liegt etwas erhöht über den Straßenzügen, ist land- schaftlich gestaltet und besteht aus vielen älteren Gehölzen. Benannt wurde er nach Alois Rohrauer (1843-1923), dem Mitbegründer und langjährigen Obmann der Naturfreunde. Ein kleines Denkmal mit Bronzebüste erinnert an den Naturfreundepionier. Vom Rohrauerpark führt uns die Autobuslinie 48A zurück zum Ring, die Linie 12A zur U3-Station Johnstraße bzw. zur U4/U6-Station Längenfeldgasse. Es sei denn, Sie stürzen sich noch in die Besichtigung des gleich vis à vis gelegenen Pirquethofs (1929/30, Hofbauer/Baumgarten) und des Adelheid-Popp-Hofs (1932/33, Karl Ehn) nebenan.