Liesing

Head_liesing_alterlaa_digi

L

TF_LiesingerBad_SPOE_Buecher
 

1938 wurde aus den niederösterreichischen Gemeinden Liesing, Atzgersdorf, Breitenfurt, Erlaa, Inzersdorf, Siebenhirten, Mauer, Rodaun, Kalksburg, Perchtoldsdorf und Vösendorf der 25. Bezirk von "Groß-Wien" gebildet. Nach Kriegsende folgte ein jahrelanges Tauziehen um den definitiven Status des Bezirks zwischen Wien und Niederösterreich. Die SPÖ setzte sich dabei für den Verbleib der gesamten, von den Nationalsozialisten eingemeindeten "Randgemeinden" bei Wien ein.

1954 kam es schließlich zu einem Kompromiss, wodurch die Gemeinden Vösendorf, Perchtoldsdorf, Kaltenleutgeben und Breitenfurt an Niederösterreich zurückfielen. Seine endgültige Form erhielt Liesing schließlich 1956, als die Gemeinden Hadersdorf-Weidlingau wieder dem 14. Bezirk  zugeordnet wurden. Liesing umfasst damit 32 Quadratkilometer und zählt etwa 101.000 Einwohner (2017).

TF_Strassenbahn64_Inbetriebnahme1979_BO23

Der Bezirk erstreckt sich vom Wienerwald beiderseits des Liesingbachs bis ins Wiener Becken, wo nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen den alten Ortskernen ausgedehnte neue Wohnsiedlungen (Siedlung Maurerberg 1956-63, Wohnpark Alt-Erlaa 1973–1985, Großwohnanlage "Wienerflur" 1978–1980, Wohnhausanlage Breitenfurter Straße, Stadterweiterungsgebiet "Draschegründe" etc.) entstanden und sich seit den 1960er Jahren zahlreiche Betriebe niederließen, die Liesing heute zu einem der bedeutendsten Industriegebiete Wiens machen.

Dementsprechend rasch wuchs seit dem Zweiten Weltkrieg auch die Bevölkerung des Bezirks: 1951 waren es knapp 37.000, 30 Jahre später schon 73.000 Einwohner.

Liesing ist durch die Südbahn, die Schnellbahn, die Badener Lokalbahn und seit 1995 auch durch die U6 mit dem Stadtzentrum verbunden. In Inzersdorf liegt der Ausgangspunkt der Südautobahn.
 

An öffentlichen EinTF_Arbeitsamt_Liesing_VGArichtungen sind v.a. das ehemalige Arbeitsamt Liesing (Ernst A. Plischke, 1932), die Filmateliers am Rosenhügel und der Obst- und Gemüsegroßmarkt in Inzersdorf zu erwähnen.

Der heutige 23. Bezirk ist alles andere als homogen. Während sich im äußerst westlichen Bezirksteil (Mauer, Rodaun, Kalksburg) noch ältere Villenviertel finden – Mauer war im 19. Jahrhundert zum Siedlungsgebiet besser situierter Wiener geworden, Kalksburg und Rodaun waren beliebte Sommerfrischen –, und Erlaa lange Zeit überwiegend bäuerlich blieb, waren Atzersdorf und Liesing selbst, das bereits 1905 zur Stadt erhoben wurde, nach Fertigstellung der Südbahn in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu typischen "Proletarierorten" geworden. Die Spanne des sozialdemokratischen Stimmenanteils im heutigen 23. Bezirk reichte deshalb von knapp 25% bis zu 70%.

TF_LiesingerBad_1950_MA44
 
In Liesing, wo man das Beispiel des "Roten Wien" vor Augen hatte, bemühte sich die Stadtgemeinde sehr um die Verbesserung der sozialen und hygienischen Bedingungen. In der Amtszeit von Bürgermeister Friedrich Khek (1921–1934) wurden die ersten Gemeindebauten errichtet und 1925 auch das erste öffentliche Schwimmbad.

Im Februar 1934 kam es auch in Liesing zu sporadischen Kämpfen, bei denen zwei Schutzbündler verwundet und ein unbeteiligter Passant getötet wurden. Zwei weitere junge Liesinger, Hans Fröhlich und Richard Lehmann, wurden am 15. Juli bei einer illegalen Veranstaltung getötet.

Freiheitskaempfer_DM

Das Freiheitskämpfer-Denkmal am Atzgersdorfer Friedhof erinnert an die Opfer des Faschismus zwischen 1932 und 1945, darunter auch an mehrere Spanienkämpfer aus Liesing.

Die SPÖ-Liesing wurde am 2. Juni 1945 im ehemaligen Liesinger Rathaus (heute Magistratisches Bezirksamt) neu gegründet. Da das alte Bezirkssekretariat in der Breitenfurter Straße 2 (heute Nummer 358) 1944 durch Bombentreffer zerstört worden war, musste man sich vorerst mit diesem Provisorium begnügen. 1946 konnte die SPÖ in ihr neu errichtetes "altes" Bezirkssekretariat einziehen. Erster demokratisch gewählter Bezirksvorsteher nach dem Krieg wurde 1946 Hans Radfux.

Wie in den meisten Randbezirken war die Linderung der Wohnungsnot eine der vordringlichsten Aufgaben. Bis Ende 1955 konnten über 2.000 neue Wohnungen von der Gemeinde errichtet werden. Besonderen Anteil hatte die Wohnbaugenossenschaft Wien-Süd, die bereits in der Ersten Republik einige moderne Wohnhäuser in Liesing errichtet hatte.

Im Zuge der Neugestaltung des Bereichs Breitenfurter Straße 358 zog das Bezirkssekretariat der SPÖ-Liesing 1975 in das neue Gebäude Breitenfurter Straße 360 um. Im Dezember 2005 erfolgte schließlich der Umzug in das derzeitige Bezirkssekretariat am Liesinger Platz 3.

Lange Zeit organisierte die Liesinger SPÖ ihre eigene Maifeier im Bezirk und entschloss sich erst 1987 zur Teilnahme an der zentralen Maifeier am Ring.

Seit 1954 gehörten sämtliche Bezirksvorsteher Liesings der SPÖ an:

Johann Radfux (seit 1946 des 25. Bezirks, 1954 bis 1962)
Reinhold Suttner (1962 bis 1968)
Hans Lackner (1968 bis 1983)
Heinrich Haberl (1983 bis 1988)
Johann Wimmer (1988 bis 1995)
Manfred Wurm (1995 bis 2012)
Gerald Bischof (seit 2012)

Bei der Bezirksvertretungswahl 2020 erhielten die SPÖ 40,4% und 26 Mandate (von 60 Mandaten), die ÖVP 22,8% und 14 Mandate, die Grünen 12,1% und 7 Mandate, die FPÖ 7,9% und 5 Mandate, die Neos 7,2% und 4 Mandate, HC 3,1% und 2 Mandate, PRO 2,2% und 1 Mandat sowie Bier 1,9% und 1 Mandat.

Bezirksorganisation der SPÖ-Liesing
23., Liesinger Platz 3
Tel.: 865 35 68

BezirksparteivorsitzendeDoris Bures
Bezirksvorsteher: Gerald Bischof

Literatur: Ferdinand Opll, Liesing. Geschichte des 23. Wiener Gemeindebezirkes und seiner alten Orte, 1982; Josef Roskosny, Liesing, 1979; Reinhold Suttner, Liesing – lebenswert, liebenswert, lobenswert, 1989.