Battisti, Josef

2.3.1900, Wien – 2.9.1990, Wien

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In der Wohnung des gelernten Zimmermanns Josef Battisti, 7., Kenyongasse 3, fanden im April 1945 die ersten Gespräche über die Gründung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes statt.
Battisti, der schon während seiner Lehrzeit Gewerkschaftsmitglied wurde, war in den 1920er Jahren als Sekretär der Bauarbeitergewerkschaft tätig, hatte in der illegalen Gewerkschaftsbewegung nach dem Februar 1934 eine führende Rolle inne, und hielt auch in der NS-Zeit Kontakt zu Gewerkschaftern aller Richtungen. Das ermöglichte ihm auch die Initiative zu jener Zusammenkunft, die am 13. April 1945 stattfand, und an der vorerst nur Sozialisten teilnahmen.

Es stand zur Diskussion, ob – wie in der Ersten Republik – wieder Richtungsgewerkschaften oder ob ein allgemeiner, überparteilicher Gewerkschaftsbund gebildet werden sollte. Nachdem sich die Diskussion in Richtung eines allgemeinen Gewerkschaftsbundes entwickelt hatte, wurden auch die Vertreter anderer Richtungen zu den Gesprächen eingeladen. Noch am selben Tag bildete sich ein Drei-Parteien-Komitee aus Vertretern verschiedener Fachgewerkschaften, das die ÖGB-Gründung organisierte. Die Gründungsversammlung fand unter dem gemeinsamen Vorsitz von Johann Böhm, dem späteren ersten ÖGB-Präsidenten, und Josef Battisti am 15. April 1945 im Wiener Direktionsgebäude des Westbahnhofs statt.

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Josef Battisti erinnerte sich später an die ersten Schritte zur Gründung des ÖGB: Wir saßen im Hauskeller, als am 7. April die Nachricht kam: "Die Russen sind da!" In den nächsten Tagen gab es über unsere Köpfe hinweg ein Artillerieduell zwischen den Russen am Gürtel und der SS am Donaukanal. Wir haben es unversehrt überstanden.

Am 11. April klopfte es an meine Wohnungstür: Johann Böhm war gekommen, um sich nach unserem Schicksal zu erkundigen. Stunden später kamen auch die Kollegen Anton Vitzhum und Franz Pfeffer zu mir [...] Böhm entwickelte vor uns sofort seine Pläne, die Gewerkschaftsbewegung neu aufzubauen. [...] Es gelang uns, ehemalige Vertrauensmänner auch anderer Berufsgruppen zu verständigen.

Bei der Zusammenkunft am 13. April kamen 17 Kollegen zu mir, darunter auch Franz Haider, ein Vertreter der christlichen Arbeiter, beim Treffen am 14. April nahm auch der kommunistische Lederarbeiter Gottlieb Fiala teil. Haider und Fiala erklärten, dass ihre Gruppen an einem einheitlichen Österreichischen Gewerkschaftsbund mitarbeiten wollten.

Battisti wurde stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Bau- und Holzarbeiter und war bis 1964 in der Gewerkschaft tätig.

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