Währing

Head_waehring_gersthoferstrasse_digi

W

Die ehemals selbständige Gemeinde Währing wurde 1890/92 mit Weinhaus, Gersthof, Pötzleinsdorf, Neustift am Walde und einem Teil von Salmannsdorf zum 18. Bezirk vereinigt; 1938 kamen die beiden letztgenannten Bezirksteile zum 19. Bezirk (Döbling). Währing umfasst eine Fläche von 6,31 km2 und zählt etwa 51.000 Einwohner (2019).

Von seiner Sozialstruktur ist der Bezirk relativ heterogen: Im 19. Jahrhundert galten die Vororte am Rande des Wienerwaldes als beliebte Sommerfrische, weshalb im Norden gegen Döbling zu eine ausgedehnte Villengegend entstand; gleichzeitig siedelten sich im Vormärz viele Handwerker und Industriearbeiter in Währing an.

TF_Waehring_WeimarerStrasse8_Digi

Der Bezirk verfügt über große Grünflächen (Türkenschanzpark, 1888/1910; Schubertpark, 1925 eröffnet, bis 1873 Währinger Ortsfriedhof; Währinger Park, 1923 eröffnet, bis 1874 Währinger allgemeiner Friedhof), die Universität für Bodenkultur sowie mehrere Schulen und Spitäler. Bedingt durch den vorwiegend "bürgerlichen" Charakter des Bezirks besitzt Währing wenige, aber durchaus bemerkenswerte kommunale Wohnhausanlagen (LindenhofToepler-Hof, Weimarer Straße).

Die Sozialdemokraten stellen in Währing traditionell die Minderheit dar. Der Bezirk, der in der Ersten Republik mit knapper Mehrheit von der SDAP regiert wurde, wurde von 1946 bis 2015 ununterbrochen von der ÖVP verwaltet. Seit 2015 stammt die Bezirksvorsteherin erstmals aus den Reihen der Grünen.

Die Geschichte der Währinger Sozialdemokratie geht auf das späte 19. Jahrhundert zurück. Am 28. Januar 1896 wurde die Satzung des "Sozialdemokratischen Wahlvereines Währing" von der k.u.k. Niederösterreichischen Stadthalterei genehmigt. Vor allem unter den Metallarbeitern des größten Währinger Betriebes, der "Maschinenfabrik Gebrüder Israel" in der heutigen Gentzgasse, gab es allerdings schon zuvor zahlreiche aktive Sozialdemokraten.

Der eigentliche Vorläufer des "Sozialdemokratischen Wahlvereines" war der "Politische Volksverein für den XVIII. Bezirk in Wien", der 1893 durch den Buchdrucker Leopold Schober gegründet wurde. Das Stammlokal des "Politischen Volksvereins" war das Gasthaus "Zu den fünf Lerchen" in der Feldgasse 14 (später Gymnasiumstraße). Im selben Jahr entstanden noch zwei weitere Bildungsvereine: der tschechische Arbeiterbildungsverein "Svornost" (Eintracht) sowie der Lese- und Diskutierklub "Arbeit".

TF_Waehring_Resch_Johann_OEGB_Archiv

1905 zog ein Großteil der bestehenden Organisationen in den "Apollosaal" in der Gentzgasse 54 ein, der damit zu einer Art Arbeiterheim wurde.

1908 verlegte das Bezirkssekretariat seinen Sitz zunächst in die Schulgasse 61 und noch im selben Jahr in das Gasthaus Resch (Schulgasse / Karl-Beck-Straße), das dem Vater des späteren Stadtrates Johann Resch gehörte. Zwar waren zum damaligen Zeitpunkt 44% der erwerbstätigen Bevölkerung Währings Arbeiter, dennoch bildete der Bezirk eine deutschnationale Hochburg – die Deutschnationalen erreichten bei den Kommunalwahlen vor dem Ersten Weltkrieg ebenso viele Stimmen wie die Sozialdemokraten.

1913 übersiedelte des Parteisekretariat in die Plenergasse 7, wo kurz darauf auch die erste Arbeiterbücherei des Bezirks entstand, die bei ihrer Auflösung im Jahr 1934 22.000 Bände umfasste. 1919 erhielt Währing mit August Klepell erstmals einen sozialdemokratischen Bezirksvorsteher (bis 1934).

TF2_Czartoryski_Schloessl_BM18

1925 übersiedelte die Partei ins Czartoryskischlössel, Währinger Straße 175-181, und im Jahr 1929 konnte schließlich das Büro in der Weimarer Straße 1 bezogen werden, das bis 1934 bestand. Im Februar 1934 kam es in Währing zu keinerlei Kampfhandlungen, allerdings wurden 330 Personen festgenommen.

Bei den ersten Gemeinderatswahlen nach dem Krieg verlor die SPÖ den Bezirksvorsteher an die ÖVP. Nachdem das Parteijugendheim im Czartoryskischlössel zu einer Autowerkstätte geworden war, wurden der SPÖ vorerst in der Schule Leitermayergasse 45 Räume für ein Bezirkssekretariat überlassen. Am 7. Juli 1952 konnte in Anwesenheit von Bürgermeister Franz Jonas auf dem Areal des alten Währinger Brauhauses in der Gentzgasse der Grundstein für das neue Arbeiterheim gelegt werden und 1953 übersiedelte die Partei aus der Leitermayergasse in die Gentzgasse 62, wo sie bis heute ihren Sitz hat.

TF_Waehring_SPOE_imLindenhof_Digi

Die SPÖ stellte seit 1945 nur einmal den Bezirksvorsteher im 18. Bezirk:

Rudolf Sigmund (1945/46)

Bei der Bezirksvertretungswahl 2020 erhielten die Grünen 38,7% und 17 Mandate (von 40 Mandaten), die ÖVP 27,4% und 12 Mandate, die SPÖ 17,8% und 7 Mandate, die Neos 8% und 3 Mandate sowie die FPÖ 2,7% und 1 Mandat. Die Grüne Bezirksvorsteherin Silvia Nossek wurde im Amt bestätigt.

 


Bezirksorganisation der SPÖ-Währing
18., Gentzgasse 62
Tel.: 470 67 66

Bezirksparteivorsitzender: Andreas Höferl

Literatur: Andreas Höferl, Hoffnungen wurden Wirklichkeit, 1988; Helmut Kretschmer, Döbling und Währing, 1990; Helga Maria Wolf, Wien - Währing, 2004.