Sozialistische Arbeiterhilfe (SAH)

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Nach dem Verbot des sozialdemokratischen Hilfsvereins Societas im Februar 1934 gründeten die illegalen Revolutionären Sozialisten (RS) noch im Sommer desselben Jahres ihre eigene Hilfsorganisation, die Sozialistische Arbeiterhilfe (SAH), die sich auch als Gegenstück zur kommunistischen "Roten Hilfe" verstand.

Die SAH, unter deren Aktivisten sich bemerkenswert viele sozialdemokratische Frauen befanden, konzentrierte ihre Tätigkeit v.a. auf die Unterstützung von politisch Verfolgten und deren Familien, versorgte diese mit Geld, Lebensmitteln und Kleidung – oder auch mit falschen Pässen, die etwa von Muriel Gardiner, der späteren Frau des RS-Aktivisten Joseph Buttinger, organisiert wurden. Anfangs kam über die Tschechoslowakei und die Schweiz auch noch Unterstützung aus dem Ausland.

Leiterin der SAH war Wilhelmine Moik, die bei ihrer Tätigkeit den Decknamen "Licht" benützte. In dem illegalen Bericht der Wiener Bezirke Landstraße, Wieden, Favoriten und Simmering über die Weihnachts- und Winteraktion der SAH im Jahr 1935, der im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes erhalten ist, heißt es: An 43 Inhaftierte wurden an außerordentlicher Weihnachtsunterstützung insgesamt 1055 S in bar ausbezahlt. Außerdem wurden an die Genossen im Kerker 48 neue gestrickte Pullover, 2 Paar neue und 6 Paar gebrauchte Schuhe, 2 Decken, verschiedene Wäschestücke und Kleider verabreicht. Den in Not geratenen Familien der Inhaftierten wurden insgesamt 24 Lebensmittelpakete im Werte von je 5 S, 20 kg Fleisch und 9 gebrauchte Pullover von der SAH gespendet. Den Kindern wurden zusammen rund 15 kg Bäckereien und 40 Stück neue Spielsachen gegeben, 15 Kinder wurden über die Weihnachtsfeiertage bei bessergestellten Genossen verköstigt und beschenkt. 

Die meisten Aktivisten der SAH setzten ihre Arbeit auch unter den wesentlich gefährlicheren Bedingungen der NS-Diktatur fort, und die Arbeiterhilfe wurde gleichsam zum Ersatz für die zerschlagene Parteiorganisation. Für den sozialdemokratischen Widerstand war es deshalb besonders verhängnisvoll, dass der ehemalige Sportredakteur der Arbeiter-Zeitung Hans Pav zahlreiche Genossen an die Gestapo verriet. Im Jahr 1939 stand deshalb die Führungsspitze der Organisation um Frieda Nödl und Karl Holoubek vor Gericht, weitere Verhaftungen und Prozesse folgten.

Nach Kriegsende war die wiederbelebte SAH noch bis zur Gründung der Volkshilfe im Jahr 1947 bei der Verteilung internationaler Hilfslieferungen tätig.