Somogyihof

14., Hütteldorfer Straße 150-158

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Somogyihof_TF2_DigiDie in den Jahren 1927 bis 1929 nach Plänen von Heinrich Schmid und Hermann Aichinger errichtete Wohnhausanlage mit 359 Wohnungen wurde nach dem ungarischen Schriftsteller Béla Somogyi (1868–1920) benannt. Somogyi engagierte sich in sozialpolitischen Fragen und war für verschiedene sozialdemokratische Zeitungen in Ungarn tätig. Als nach der Niederwerfung der ungarischen Räterepublik der faschistische "weiße Terror" gegen alle Linken einsetzte, wurde Béla Somogyi am 17. Februar 1920 von Angehörigen der Leibgarde des ungarischen Diktators Nikolaus Horthy in Budapest ermordet.

Der Somogyihof stellt im Oeuvre des vielbeschäftigten Architektenteams zweifellos einen Höhepunkt dar. Ihre Gestaltung des topographisch und durch bestehende Nachbarbauten überaus schwierig zu erschließenden Grundstücks ist meisterhaft, was sich besonders an der langen, geschwungenen Fassade in der Moßbachergasse zeigt.

Der große, unregelmäßige Gartenhof mit z.T. ebenfalls geschwungenen Fassaden wird zur Hütteldorfer Straße von einem monumentalen Wohnturm mit Lauben und einem niedrigen Baukörper abgetrennt, hinter dessen kunstvoll klinkerverkleideter Fassade sich die Waschküchen befinden.
 
Somogyihof_TF4_DigiDer geländebedingt stark ansteigende Hof wird zur Heinrich-Collin-Straße hin durch einen mächtigen Riegel abgeschlossen, in dessen Zentrum der Kindergarten der Anlage untergebracht wurde.
Der Somogyihof enthält neben den bereits erwähnten Gemeinschaftseinrichtungen auch einen großen Jugendhort in der Moßbachergasse und zahlreichen Geschäftslokale. Wie bei allen Bauten von Schmid und Aichinger sind auch hier die liebevoll ausgearbeiteten Details (Gitter, Beleuchtungskörper, Stiegenhausnummern) und die üppige Verwendung von Klinkerdekor an Fenstern und Eingängen zu beachten.

Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934, 1980; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.