Gänsehäufel

22., Moissigasse 21

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Das Gänsehäufel – der Name stammt angeblich von ehemaligen "Haufen", also angeschwemmten Inseln, die der Gänsezucht dienten – wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom Wiener Original und Naturheiler Florian Berndl (1858–1934) als Badeplatz "entdeckt" und bereits 1907 als erstes Familienbad eröffnet.

Die bewaldete Sandinsel in der durch die Donauregulierung vom Strom abgetrennten "Alten Donau" wurde 1913 durch die Stadt Wien gepachtet und entwickelte sich in der Folge zu einem der beliebtesten Badeplätze der Wiener, der in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg bis zu 20.000 Gäste pro Tag verzeichnete!

Nachdem die Alte Donau als Badeparadies entdeckt worden war, entstanden zwangsläufig noch weitere Bäder. Zunächst waren es Arbeiter, die an der oberen Alten Donau 1912 das Arbeiterstrandbad errichteten, das seit 1934 von der Sportvereinigung des Gewerkschaftsbundes verwaltet wird.

1918 errichtete die Stadt Wien das Strandbad "Alte Donau", zwei Jahre später folgten das Angelibad und das Strandbad Mühlschüttel. Im Laufe der Zeit entstanden noch weitere Badeanstalten, so etwa 1934 das Polizeistrandbad unterhalb des Gänsehäufels.

Das 1945 durch Bomben schwer beschädigte Gänsehäufel wurde in den Jahren 1946 bis 1950 nach Plänen der Architekten Max Fellerer und Eugen Wörle als modernstes und größtes Sommerbad Wiens wiederaufgebaut.

Die Architekten waren bestrebt, bei der vergrößerten Anlage den Eindruck eines Massenbetriebes zu vermeiden, was durch die Anordnung von Zwischen- und Innenhöfen auch hervorragend gelang.

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Bei der Gestaltung zeigte sich auch eine neue Geisteshaltung, die zwar an die Hygiene- und Volksgesundheitsbewegung der zwanziger und dreißiger Jahre anschloss, in der Strukturierung und Formfindung aber auf jedes Pathos verzichtete.

Das Gänsehäufel besitzt heute eine Kapazität von ca. 30.000 Personen, eine Badefläche von 270.000 m2, einen zwei Kilometer langen Strand und gilt als eines der schönsten Bäder Wiens. Viele Stammgäste sind dem legendären Bad bereits in der vierten Generation verbunden.

Seit 1983 verfügt das Gänsehäufel als einziges Freibad Österreichs auch über einen ausgedehnten FKK-Strand.

Unter dem Titel "Am Gänsehäufel. Ein Strandbad wird 100" zeigte das Wien Museum 2007 eine kleine, aber feine Sonderausstellung zum Gänsehäufel.

Literatur: Rudolf J. Boeck, Städtisches Strandbad "Gänsehäufel", 1954; Helfried Seemann und Christian Lunzer, Wiener Bäder, 2004.