Frei, Bruno

11.6.1897, Pressburg/Bratislava – 21.5.1988, Klosterneuburg (NÖ)

Frei_bruno_head2_w

F

Bruno Frei – eigentlich Benedikt Freistadt – wuchs in kleinbürgerlichen Familienverhältnissen in Wien auf und studierte hier Philosophie (Promotion 1922). Ab 1917 sammelte er erste journalistische Erfahrungen bei der linken Wiener Zeitung "Der Abend". Bekannt wurde er durch politisch brisante Reportagen, wie etwa über den österreichischen Matrosenaufstand von 1918 oder das Nachkriegselend in Wien. In den 1920er Jahren arbeitete Frei, der seit 1925 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei war, als Auslandskorrespondent des "Abends" in Berlin; 1929 wurde er Mitarbeiter der linksorientierten Volkszeitung "Berlin am Morgen".

Mit der Machtergreifung Hitlers begann für Bruno Frei eine Exilodyssee mit der ersten Station Prag. 1936 emigrierte Frei, der mittlerweile der KPD beigetreten war, nach Frankreich und wirkte dort als Chefredakteur des Volksfrontblattes "Deutsche Informationen".

In seiner Pariser Wohnung wurde Frei am 31. August 1939 verhaftet und im Lager von Le Vernet interniert. Anfang 1941 öffnete sich ihm der Weg zur Flucht aus Frankreich, nachdem der mexikanische Generalkonsul ein Visum für ihn erwirkt hatte; Frei wurde nach Les Milles verlegt, von wo er im Sommer nach Mexiko emigrierte.

Nach seiner Rückkehr nach Österreich im Jahr 1947 nahm Bruno Frei die redaktionelle Arbeit beim "Abend" wieder auf, gab zusammen mit Ernst Fischer und Viktor Matejka das "Österreichische Tagebuch" heraus und engagierte sich in der KPÖ. Von 1957 bis 1959 arbeitete er als Auslandskorrespondent in Peking.

In seinem umfangreichen publizistischen Werk trat Frei v.a. gegen den Faschismus und für Frieden und soziale Gerechtigkeit ein. Im Alter distanzierte er sich zunehmend von der kommunistischen Staatsideologie.

Werk: - Reportagen: Jüdisches Elend in Wien, 1920; Das Elend Wiens, 1921; Die Matrosen von Cattaro, 1927/1963; Im Lande der roten Macht, 1929; Die Männer von Vernet, 1950. - Essays: Israel zwischen den Fronten, 1965; Die anarchistische Utopie, 1971; Zur Kritik der Sozialutopie, 1973. - Biographien: Carl v. Ossietzky, 1966; Josef Popper-Lynkeus, 1971. - Der Papiersäbel, 1972 (Autobiographie).
Literatur: Gottfried Fritzl, Bruno Frei im mexikanischen Exil, 1996; Eva Holpfer, Die Sammlung Bruno Frei, 1996. Daniela Rotschädl, Kommunistischer Boulevardjournalismus während der Besatzungszeit am Beispiel des Wiener "Abend" unter der Leitung von Bruno Frei, 1994.