Floridsdorf

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TF_Lokomotivfabrik_Floridsdorf_BM21Floridsdorf wurde 1904/05 mit den Orten Jedlesee, Großjedlersdorf, Donaufeld, Leopoldau, Kagran, Hirschstetten, Stadlau und Aspern zu Wien eingemeindet; 1910 kam noch Strebersdorf hinzu. 1938 verlor Floridsdorf die Bezirksteile Kagran, Stadlau, Hirschstetten, Aspern und die Lobau an den neu gebildeten 22. Bezirk "Groß-Enzersdorf".
 

1954 erfolgte eine Neuabgrenzung gegenüber dem neuen 22. Bezirk Donaustadt und gegenüber Niederösterreich; außerdem wurde Stammersdorf eingemeindet. Die Siedlung, die ursprünglich "Am Spitz" hieß, wurde nach dem Klosterneuburger Abt Floridus Leeb benannt, der 1786 Klostergründe an neue Siedler abgegeben hatte. Der am linken Donauufer gelegene 21. Gemeindebezirk umfasst 44,52 km2 und zählt mit knapp 168.000 Einwohnern (2020) zu den bevölkerungsreichsten Bezirken Wiens.

 
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Ursprünglich v.a. agrarisch genutzt, entwickelte sich Floridsdorf durch die Ansiedlung zahlreicher Industrie- und Gewerbebetriebe – v.a. an der Nordwestbahn – rasch zu einem Arbeiter- und Industrieviertel, dessen alte Ortskerne allerdings bis heute erkennbar sind.
 
Bereits in der Ersten Republik entstand hier eine Reihe großer kommunaler Wohnbauten (Schlingerhof, 1924–1926; Karl-Seitz-Hof, 1926–1932; Paul-Speiser-Hof, 1929–1932); nach 1945 wurden vorwiegend neue Siedlungsgebiete am Stadtrand erschlossen: Siedlung Jedlesee (nach 1949); Nordrandsiedlung; Großfeldsiedlung  (1966–1973); Siedlungsgebiet Neu-Stammersdorf etc.
 
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Mitte der 1990er Jahre wurde die neue Veterinärmedizinische Universität in Floridsdorf errichtet. Seit 1996 verfügt der Bezirk mit der U6 auch über einen eigenen U-Bahn-Anschluss, 2006 kam die Linie U1 hinzu.

Erste, allerdings nur kurzlebige, Arbeitervereine wurden in Floridsdorf bereits 1867 gegründet. Neues Leben entstand in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts: Am 9.4.1889 gründeten 17 Genossen den "Arbeiter-Sängerbund Donaufeld"; bald folgten der "Arbeiterbildungsverein in Floridsdorf" (1891), der "Arbeiterbildungsverein Einigkeit in Donaufeld" (1892), Gewerkschaftsortsgruppen der Schmiede (1892), der Binder (1893), der Bäcker (1893), der Eisen- und Metallformer (1893), der Nordbahnbediensteten (1893) und der Tonarbeiter (1893).

Mit dem am 12.6.1893 gegründeten "Politischen Verein Vorwärts" schufen sich die Floridsdorfer Sozialdemokraten endgültig jene schlagkräftige Organisation, die in der Folge eine umfassende Aufklärungs- und Informationsarbeit entfalten und die Wahlkämpfe organisieren konnte.

Am 5.11.1896 erschien die erste Nummer des "Wählers" (ab 1897 Der Volksbote), der Zeitung der Floridsdorfer Arbeiterschaft, und am 5.3.1898 erfolgte schließlich die Gründung der Bezirksorganisation.

Im Frühjahr 1899 richteten die Floridsdorfer Sozialdemokraten in der Prager Straße 4 ihr erstes eigenes Versammlungslokal ein. 1901 wurde Karl Seitz als erster Floridsdorfer Mandatar in den Reichsrat gewählt, 1905 Anton Schlinger in den Wiener Gemeinderat.

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1907 zählte die Floridsdorfer Partei bereits 14 Sektionen. 1909 wurde das Floridsdorfer Arbeiterheim in der Angererstraße (heute HdB) gegründet, und 1912 gab es nicht weniger als 51 sozialdemokratische Vereine im Bezirk.

In der Ersten Republik wurde die Floridsdorfer Bezirksorganisation unter Anton Weber, Karl SeitzEmmy Freundlich und Paul Speiser bald zu einer der stärksten Wiens.

Unter dem sozialdemokratischen Bezirksvorsteher Franz Bretschneider setzte ab 1924 auch in Floridsdorf eine rege Bautätigkeit ein; es entstanden der Schlingerhof, die "Gartenstadt" (der heutige Karl-Seitz-Hof) und mehrere Anlagen in Großjedlersdorf.

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Im Februar 1934 tobten in Floridsdorf heftige Kämpfe; der Bürgerkrieg endete für die Floridsdorfer Sozialdemokraten besonders blutig. Georg Weissel, der am 15. Februar hingerichtete Schutzbundführer, wurde zum Symbol der Floridsdorfer Arbeiterbewegung. Und die Gewalt war auch nach der Einstellung der Kämpfe nicht zu Ende.

Als gefangen genommene Schutzbündler ins Polizeikommissariat in der Hermann-Bahr-Straße 3 gebracht wurden, schoss die Heimwehr und vermutlich auch die Polizei in die entwaffneten und mit hocherhobenen Armen anrückenden Gruppen hinein. Nach den vorliegenden Unterlagen kamen allein bei diesem Verbrechen an Gefangenen 13 Menschen ums Leben.

Auch im Zweiten Weltkrieg wurde der Bezirk wegen seiner zahlreichen kriegswichtigen Industrien hart getroffen. Aufgrund der schweren Kriegsschäden am alten Arbeiterheim musste auch die neugegründete SPÖ im April 1945 auf andere Räumlichkeiten ausweichen.

Zunächst zog das Bezirkssekretariat in den Schlingerhof ein (Stiege 6, ab Mitte 1946 auf Stiege 18), 1953 übersiedelte man ins Mautner Schlössel in der Prager Straße 33, im Herbst 1956 in das neue Haus Prager Straße 9.

Ab 1981 hatte die SPÖ Floridsdorf ihren Sitz im neuen Arbeiterheim am Franz-Jonas-Platz 8, 2016 erfolgte die Übersiedlung auf Hausnummer 6.

Nach dem Krieg wurden ganze Stadtviertel neu errichtet. Schon in der ersten Hälfte der 1950er Jahre konnten 15 Bauvorhaben mit insgesamt über 4.000 Wohnungen realisiert werden. Zwei Siedlungen haben den Bezirk besonders geprägt.

Die "Siedlung Jedlesee" mit 1.312 Wohnungen und die Wohnbauten im "Flur Wandeläcker", Siemensstraße 21-55, mit 1.931 Wohnungen. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch der "Dag-Hammarskjöld-Hof", Floridsdorfer Straße 6-12, mit 296 Wohnungen und die nach Oscar und Marianne Pollak benannte Wohnhausanlage mit 335 Wohnungen.

In den 1960er Jahren wurden knapp 6.000 Wohnungen errichtet, so zum Beispiel der Conrad-Lötsch-Hof in der Brünner Straße mit 187 Wohnungen, die Bauten in der Mayerweckstraße (764 Wohnungen), in der Ruthnergasse (556 Wohnungen), in der Justgasse (700 Wohnungen) und in der Autokaderstraße (975 Wohnungen).
Eines der größten Bauvorhaben entstand ab 1967 in der "Flur Großfeld": Die Großfeldsiedlung mit 5.702 Wohnungen.

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Größtes Projekt war zuletzt jedoch ein Spitalsbau: Das Krankenhaus Nord an der Brünner Straße 68-70, heute Klinik Floridsdorf

Die SPÖ stellte seit 1945 alle Bezirksvorsteher im 21. Bezirk:
 
Franz Koch (1945 bis 1946)
Franz Jonas (1946 bis 1948)
Ernst Theumer (1948 bis 1959)
Rudolf Hitzinger (1959 bis 1964)
Otmar Emerling (1964 bis 1980)
Kurt Landsmann (1980 bis 1994)
Heinz Lehner (1994 bis 2014)
Georg Papai (seit 2014)
 
Bei der Bezirksvertretungswahl 2020 erhielten die SPÖ 44,5% und 29 Mandate (von 60 Mandaten), die ÖVP 18,1% und 11 Mandate, die FPÖ 9,6% und 6 Mandate, die Grünen 9,1% und 5 Mandate, WIFF 5,2% und 3 Mandate, die Neos 4,6% und 3 Mandate, HC 4,4% und 2 Mandate sowie Bier 1,9% und 1 Mandat.
 
Bezirksorganisation der SPÖ Floridsdorf
21., Franz-Jonas-Platz 6 / 5. Stock
Tel.: 278 12 46

Bezirksparteivorsitzender: Georg Papai
Bezirksvorsteher: Georg Papai

Literatur: Felix Czeike, XXI. Floridsdorf, 1981; Raimund Hinkel, Wien XXI. Floridsdorf. Das Heimat-Buch, 1996; Franz Polly und Leopold Wiesinger, Neues Leben blühte aus den Ruinen!, 1986.